Das Theater mit Marionetten war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die bestimmende Spieltechnik im Puppentheater. Für viele Menschen aus dem Erzgebirge, dem Vogtland und der Lausitz galt es gegenüber den Schauspielbühnen als das „richtige“ Theater. Das Hauptpublikum waren die Erwachsenen. Selbst mit dem Kino konnte es lange erfolgreich konkurrieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Theater aber aus kulturpolitischen Gründen immer mehr bekämpft. Es wurde im sozialistischen Sinne als „nicht entwicklungsfähig“ eingestuft. Den meisten Bühnen wurde in den 1950er Jahren die Spielerlaubnis entzogen. Sie erhielten Berufsverbot.
Zu den letzten traditionellen Marionettenspielern, die in den letzten Jahren der DDR mit Wohn- und Packwagen herumzogen, zählten die Dombrowskys und die Ritschers. Statt der Pferde wurde jetzt auf der Reise aber eine Zugmaschine vorgespannt.
Roland Ritscher (1931-2005) und seine Mutter Martha (1906-1986) spielten hauptsächlich in der Oberlausitz, bis sie sich nach vielen Jahrzehnten wieder nach Dresden wagten. Hier feierten sie bei mehreren Gastspielen zwischen 1981 und 1984 große Erfolge. In Dresden entwickelte sich Ritschers Marionettentheater zum Geheimtipp. In der hölzernen Kasse wurden jeden Abend die Einnahmen verwahrt.
Nach dem Tod der fast achtzigjährigen Martha Ritscher musste ihr Sohn den Spielbetrieb einstellen, da er nun keine Mitspielerin mehr hatte. Er zeigte nun auf einer kleinen, mobilen Bühne das Marionettenvarieté, bis er dazu gesundheitlich nicht mehr in der Lage war. Die Puppentheatersammlung erwarb den kompletten Fundus 2003. Aus dem Nachlass erhielt sie von den Angehörigen viele weitere Objekte, die aus vielen Generationen Ritschers, Lippolds und Listners stammten.
- Ort & Datierung
- Sachsen, spätes 19. Jahrhundert
- Material & Technik
- Holz, gesägt, genagelt und bemalt
- Abmessungen
- 8 x 25 x 18 cm
- Museum
- Puppentheatersammlung
- Inventarnummer
- A 7039