Keramik- oder Topftrommeln wurden in Tunesien am Anfang des 20. Jh. in Nabeul, in Moknine oder in Guellala auf der Insel Jerba hergestellt. Jedes dieser alten Töpferzentren, in denen bis heute im Männerhandwerk mit Drehscheibe gearbeitet wird, hatte ursprünglich eigene Gestaltungsformen. Die Herkunft dieser Trommel ist vermutlich Moknine südlich von Monastir. Die Festlandkeramik, die auch Töpfe, Krüge, Schüsseln, Teller, Tassen und Kerzenleuchter umfasste, wies ein gelbe oder gelb-grüne Glasur mit oder ohne Bemalung auf.
Topftrommeln wurden und werden bei Zusammenkünften der islamischen Aissawiya-Bruderschaft in einer Zawiya (kuppelartiges Heiligtum, auch als Marabut bezeichnet) gespielt. Viele Zwi (Pl. von Zawiya) sind noch immer Versammlungs-orte der oft vor Jahrhunderten von muslimischen Heiligen begründeten mystischen Bruderschaften. Die weißen Kuppelbauten sind häufig zugleich die letzten Ruhestätten der hochgeschätzten islamischen Gelehrten und frommen Männer, bei denen man praktischen Rat bekommen oder besondere Nähe zu Gott finden konnte. Zu islamischen Feiertagen oder auch zu Familienfesten wird die Zawiya aufgesucht, um an diesem heiligen Ort Baraka (Segen) zu erhalten.
Carl Marquardt kaufte auf Reisen in Tunesien zumeist neuwertige Gegenstände bei Handwerkern und Händlern, um „Völkerschauen“ auszustatten. Zwischen 1913 und 1916 übergab Marquardt dem Museum insgesamt 144 dieser kunsthandwerklichen Gegenstände meist als Schenkung.
Silvia Dolz
Weitere Medien
- Ort & Datierung
- Afrika, Tunesien, vermutl. Moknine, vor 1913
- Material & Technik
- Ton, bemalt, mit Leder/Tierhaut bespannt, Strick
- Dimenions
- 37,3 x 24,3 x 25,4 cm
- Museum
- Museum für Völkerkunde Dresden
- Inventarnummer
- 33589