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#15891

Ölgemälde auf Leinwand: "Winterlager der Lappen bei Juckasjärvi"

Geisler, Bruno (1857-1945) | Maler
Jacobi, Arnold (1870-1948, ?) | Autor der Vorlage

Das Museum bewahrt in seinen Bildsammlungen 72 Ölgemälde, die in den Jahren von 1912 bis 1917 für die Dauerausstellungen im Dresdner Zwinger entstanden waren. Die meisten davon gehen auf Bruno Geisler zurück, der 30 Jahre (1893 bis 1923) als Konservator an der Zoologischen Abteilung des Königlichen Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums tätig war. Das Museum besaß ursprünglich 94 Ölgemälde Geislers, von denen nach Kriegsverlusten heute noch 66 vorhanden sind. Seine Gemälde basieren sowohl auf den am Museum vorhandenen Fotografien als auch auf Buchillustrationen, wobei er mitunter Motive verschiedener Vorlagen in kompilatorischer Weise in einem Gemälde vereinte.

Im Gemälde „Winterlager der Lappen bei Juckasjärvi" versucht Geisler wohl die Stücke zu kontextualisieren, die Arnold Jacobi 1908 von seiner Forschungsreise nach Sápmi mitbrachte. „Lappen" ist dabei jedoch ein veralteter, heute nicht mehr gebräuchlicher Begriff für die Sámi, die Indigene Bevölkerung Nordeuropas. Der historische Bildtitel ist überliefert, da er sich auf der Rückseite des Gemäldes befindet. Der Ort Jukkasjärvi, in Nordsamisch wörtlich „Treffpunkt am See", erfüllt für die Sámi eine wichtige Funktion. Historisch diente Jukkasjärvi als wichtiger Marktplatz und Sammelpunkt, an dem sich Samen trafen, um ihre Besitztümer und Erzeugnisse zu tauschen und Handel zu treiben. Bis heute ist Jukkasjärvi ein zentraler Ort, an dem alljährlich anlässlich des im Frühjahr stattfindenden Wintermarkts unterschiedlichste Menschen aufeinandertreffen.

Das Gemälde ist somit sowohl Ausdruck der museumspädagogischen Ambitionen Jacobis als auch ein Beispiel für die problematischen Inszenierungsstrategien seiner Zeit. Es vermittelt weniger die Dynamik und Wandelbarkeit Indigener Lebensrealität, sondern ein starres, teils sogar exotisierendes Bild, das historische Zusammenhänge wie etwa die große Bedeutung von Jukkasjärvi für die Sámi als Ort des Austauschs und des Handels nur indirekt illustrieren kann.

Linda Alpermann, Petra Martin

Ort & Datierung
Europa, Deutschland, Dresden, 1914
Material & Technik
Öl auf Leinwand, Holzrahmen
Dimenions
Rahmen: 80,8 x 110,8 x 3,2 cm, Keilrahmen: 70,1 x 100,1 x 2,4 cm, Bildausschnitt: 69,2 x 99,2 cm
Museum
Museum für Völkerkunde Dresden
Inventarnummer
BS 15891
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