Den Anfang der Dresdner Teppichsammlung machten 1978-79 einige Stücke aus Wilhelm Müllers Privatbesitz, darunter dieses Fragment eines Knüpfteppichs aus dem Karabach-Gebiet, einer Kaukasus-Region, die von den ethnisch sehr verschiedenen Gemeinschaften der Armenier und Azeri gleichermaßen kulturell geprägt ist. Teppiche dieses Typs (Tschelabert) wurden von beiden gefertigt und sind gemeinsames Kulturgut. Vermutlich zeigte der Teppich ursprünglich zwei der großen Zentralmotive, sodass etwa nur die Hälfte als Fragment erhalten ist.
Vor einigen Jahren konnte das expressive Stück aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesichert und auf Leinen genäht werden. Dass Müller ein verschlissenes, fragmentarisches Belegstück ebenso achtete wie einen gut erhaltenen Sammler-teppich, war bis dato ungewöhnlich und hat Teppichfreunde geprägt. Nicht selten wurden Stücke aus Sperrmüllcontainern gezogen, man fand sie über Zeitungsannoncen oder im DDR-Kunsthandel, in den wenigen verbliebenen privaten, staatlich geduldeten Antiquitätengeschäften oder in staatlichen An- und Verkaufsstellen.
Simone Jansen
- Ort & Datierung
- Asien, Kaukasus, Karabagh-Gebiet, zweite Hälfte 19. Jh.
- Material & Technik
- Knüpfarbeit; Wolle auf Wolle
- Dimenions
- 89 x 152 x 1,3 cm
- Museum
- Museum für Völkerkunde Dresden
- Inventarnummer
- 62064