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Handmodellierte Keramiken aus dem Norden Tunesiens

Die Sammlung von handmodellierten und Zeichen erfüllten Keramiken der ländlichen Bevölkerung im Norden Tunesiens erzählt von Kunstfertigkeit und verborgenem Wissen der Töpferinnen sowie von Resilienz und kreativer Anpassung der Kultur der Indigenen berbersprachigen Bevölkerung an nationale wie globale gesellschaftliche Veränderungen. Die einstige Ausstattung jedes Haushaltes mit getöpferten Schüsseln, Töpfen und Krügen wich bruchsicheren Gegenständen aus modernen Materialen. Wenige Frauen bewahrten die traditionelle Töpferei und entwickelten sie in kunsthandwerklicher Qualität zum Verkauf weiter. Die getöpferten Stücke werden von Frauen in Handmodellierung ohne Drehscheibe ausgeführt. Nach dem Trocknungsprozess werden sie engobiert und geglättet. Nur Stücke, die zum Servieren und Präsentieren dienen, werden nach dem ersten Brennen im offenen Feldbrand kunstvoll verziert. Alle Gefäße, die mit Feuer oder Flüssigkeiten in Berührung kommen sollen, erhalten keine Bemalung. Zum Verzieren wird nach dem ersten Brand Mastixsaft, gefärbter Tonschlick und Gummiharz verwendet, danach werden die Gefäße erneut in die Glut gelegt. Das Muster brennt sich ein. Die Motivik wird dabei bis heute der Umwelt in stilisierter oder naturalistischer Weise entnommen und ist identisch mit Mustern auf Textilien und im Schmuck. Dazu gehören Palmen, Blätter, Blumen, heimische Tiere sowie uralte Glücksbringer und Schutzamulette wie Fische, Hand der Fatima oder das Unglück abwehrende Auge. Selbst Gesichter oder menschliche Figuren entstammen einem alten Indigenen Gestaltungsrepertoire, trotz des islamischen Meidungsgebotes.

Silvia Dolz

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