Eine Brache am Stadtrand, Autowracks, Müllhaufen, bröckelnder Asphalt, kahle Hochhaustürme, ein futuristisch anmutender Betonklotz, menschenleere Plätze. Jedes dieser Elemente aus den Großformaten von Beate Gütschow haben wir so oder so ähnlich schon gesehen, in Wirklichkeit oder in einem Film. Aber: wo sind diese Aufnahmen entstanden? Die Bildtitel der Serie geben keinen brauchbaren Hinweis: „S“ steht lediglich für Stadt.
Die Auflösung: keiner dieser Orte existiert. Die Fotografin Beate Gütschow hat jedes Bild aus vielen Fragmenten zusammengesetzt, wie ein Puzzle. Nur dass man hier keine Bruchlinien mehr erkennt. Ausgangspunkte sind Fotografien von Gebäuden, Straßen und Plätzen, die Gütschow auf ihren Reisen mit einer analogen Mittelformatkamera aufnimmt. Aus bis zu 100 dieser Fotografien montiert sie am Computer neue Stadtansichten zusammen, die real wirken, aber Konstrukt sind, Fiktion. Mit Hilfe eines analogen Belichtungsverfahrens werden die Kompositionen schließlich auf Fotopapier gebannt. Gütschow nennt ihre Arbeitsweise „prä-fotografisch“.
Auch wenn es zahlreiche Hinweise darauf gibt, dass auf diesen Bildern etwas nicht stimmen kann, dass die Einzelteile so nicht zusammenpassen. Es dauert eine Weile, bis sie als Inszenierung erkannt werden – neigen wir doch noch immer dazu, Fotografie als Abbild der Realität zu betrachten. Mit diesem Phänomen spielt Beate Gütschow:
„Normalerweise ist man in der Fotografie gezwungen, ein Stück aus der Wirklichkeit auszuwählen. Bei einer prä-fotografischen Vorgehensweise ist die Wirklichkeit gar nicht der Ausgangspunkt, es ist vielmehr die Leinwand – oder in meinem Fall das leere Dokument, das digitale Blatt Papier: Ich kann vollständig frei über diesen Raum verfügen, alles Mögliche in diesen Raum setzen.“
Weitere Medien
- Ort & Datierung
- 2005
- Material & Technik
- Light Jet Print
- Dimenions
- 180 x 267 cm (Katalogmaß 2010) 180 x 267 cm (Inventurmaß, 14.05.2010) 184,8 x 271,6 x 6,5 cm (Rahmenmaß, Tobias Lange, 14.05.2010)
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Inventarnummer
- Inv.-Nr. 06/12