QR-Code

#060

Kauernde Japanerin

Kolbe, Georg (1877-1947) | Bildhauer

02:17

Das auffälligste Detail an dieser Mädchenfigur ist die ungewöhnliche Haltung ihres linken Armes. Probiert man es selbst aus, merkt man, dass es gar nicht schwer ist, den Arm so nach hinten zu drehen und die Hand auf die Taille zu legen. Wie von selbst, neigt sich der Kopf dabei in die gleiche Richtung. Das verleiht dem Körper etwas Leichtes, Anmutiges, Tänzerisches.

Der Bildhauer Georg Kolbe zeigte seine Akte oft in ungewöhnlichen Positionen. Sein Ziel war es, einen Ausdruck für Gefühle und Empfindungen zu finden. Sein Mittel: die reine Form. Und die sah er vor allem in den Körpern junger, schöner Mädchen. Er fand sogar einen Begriff dafür: „Ausdrucksplastik“.

Als 1912 in der Kunsthalle Mannheim eine Ausstellung stattfand, die sich zum ersten Mal mit dieser Entwicklung befasste und die den Titel „Ausdrucksplastik“ trug, schrieb Kolbe im Vorwort über die neuen Bildhauer:

„…sie schöpfen alle unmittelbar aus dem Leben…. Keine Epoche wird imitiert, kein Anatomierekord aufgestellt. Alleiniges Recht hat die Form. Sie wird zur Sprache ausgebildet, das Leben zu schildern.“

Und das konnte er, so war er überzeugt, am besten im Akt.

Unsere „Kauernde Japanerin“ ist eine seiner erfolgreichsten Plastiken. Den Kopf leicht gesenkt, die Augenlider niedergeschlagen, bedeckt sie mit dem rechten Arm ihre nackten Oberkörper. Sie wirkt zurückhaltend, aber nicht scheu, sondern ganz bei sich. 1911, im Jahr ihrer Entstehung, wurde die Figur zum ersten Mal ausgestellt: bei der Herbstausstellung der Berliner Secession. Galerist Paul Cassirer, der Georg Kolbe vertrat, ließ zehn Bronzegüsse herstellen, die sich alle in den nächsten Jahren verkauften. So kam dieser Abguss in unsere Skulpturensammlung.

Nach dem tragischen Tod seiner Frau im Jahr 1927 schuf Georg Kolbe keine anmutigen, heiteren Mädchenakte mehr. Nun tauchten Männerfiguren auf, die von Trauer und Einsamkeit erzählen.

 

Ort & Datierung
1911
Material & Technik
Bronze
Dimenions
H: 45,8 cm, B: 25,0 cm, T: 23,0 cm Gewicht: 14,2 kg
Museum
Skulpturensammlung
Inventarnummer
ZV 2506
0:00
Eingeschränkte Netzwerkverbindung