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#313

Tod der Clownesse

Schlegel, Christine (1950-) | Künstler

02:48

Ein riesiger Körper liegt lang ausgestreckt auf dem Boden. Stark abstrahiert, in ein kreidiges Weiß gehüllt und offensichtlich zu groß für den kleinen, kahlen Raum. Keine Details, keine Spur von Kleidung erkennbar. Ein weiblicher Clown? Die Gesichtszüge sind unter der Schminke nur zu erahnen. Der Vogel, die verschlossene Kiste, das Dunkel nebenan – all das deutet auf eine surreale Szene hin, die allein der Fantasie entsprungen ist.

Aber: die Frau gab es wirklich. Wir wissen, wer sie war und dass sie sich das Leben genommen hat. Christine Schlegel, die Malerin, hat sie bewundert für ihre Energie, ihre Ausstrahlung. Das traurige Schicksal der jungen Frau berührte die Dresdener Künstlerin so stark, dass sie 1982 dieses Bild malte.

Monique, so nannte sich die junge Frau, stammte aus Halle. Sie hatte Schauspiel studiert, fotografiert, gemalt, Kindertheater gemacht und war als weiblicher Clown aufgetreten. Das war etwas Besonderes in der DDR. Die Probleme mit dem Staat begannen, als ihr Vater nach Kanada auswanderte. Seine Tochter stellte einen Ausreiseantrag nach dem anderen, auch sie wollte weg aus der DDR, wollte zum Vater. Was dann passierte, schildert Christine Schlegel so:

„Das haben sie ihr dann immer verboten, haben sie überwacht, weiß man alles nicht, wie was schlimm geworden ist. Aber sie hat sich eben umgebracht. Das war für mich, weil ich sie kurze Zeit vorher hier in Dresden als Clownesse bei so einer Eröffnung erlebt hatte, war das so‘n dramatisches Erlebnis, dass diese fröhliche, zwar auch clownartig traurige Figur, aber dass sie sich umgebracht hat, das war so dieses DDR-Dilemma ja, wie Uwe Greßmann, oder so Künstler, die so besonders waren, dass die sich immer umgebracht haben wegen der Unmöglichkeit eines Lebens.“

Als das Bild entstand, fühlte sich Christine Schlegel noch stark zum Surrealismus hingezogen. In der DDR war diese Stilrichtung verpönt, aber in Ungarn konnte die Malerin Kataloge aus dem Westen kaufen. Heute sieht sie das Gemälde mit etwas anderen Augen:

„Und sehr statisch noch und sehr komponiert und gebaut, wo ich heute Probleme habe, weil ich es sehr aufgelöst mag. Aber andere finden das gerade gut“.

Ort & Datierung
1982
Material & Technik
Öl auf Leinwand
Dimenions
75,5 x 100,8 cm
Museum
Galerie Neue Meister
Inventarnummer
Inv.-Nr. 2018/07
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