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#250

Selbstbildnis mit erhobenen Händen

Rakebrand, Hilde (1901-1991) | Künstler

02:06

Ein ungewöhnliches Selbstporträt: Im Mittelpunkt des Bildes – die Hände der Künstlerin, in auffallend hellem, kreidigen Weiß und wie zum Schutz nach oben gestreckt. Das Gesicht – ihr Gesicht – hat Hilde Rakebrand stark angeschnitten und an den unteren Rand gerückt. Es liegt ein wenig im Schatten, aus dem nur die weit geöffneten Augen herausleuchten. Wohin blickt die junge Malerin in diesem Moment? Wovor will sie sich schützen, wovor warnen?

Die Antwort gab sie in vier Sätzen auf der Rückseite des kleinen Bildes ­– 1931, zwei Jahre, bevor Hitler die Macht ergriff:

„Ein schlimmes Ende wird kommen. Wir werden überleben! Wird es einen neuen Anfang geben? Wir hoffen!“

Hilde Rakebrand bewegte sich damals in Dresden im Umfeld des Religionsphilosophen Paul Tillich, der die Nationalsozialisten schon früh kritisierte. Sie wurde nach 1933 mit einem Ausstellungsverbot belegt, ein Großteil ihres Werks wurde durch die Bombenangriffe kurz vor Kriegsende zerstört.

Die wenigen Bilder, die überlebten, beweisen, wie experimentell Hilde Rakebrand gearbeitet hat. Ihr Selbstbildnis malte sie auf eine Sperrholzplatte, die sie nicht grundiert hatte. Die Strukturen scheinen durch die Ölfarbe durch und wirken als malerisches Element mit. Den Mut und die Freude am Ausprobieren, an einer neuen Malerei, hatte sie an der Dresdener Kunstgewerbeakademie bei Carl Rade gelernt, der parallel zur Bauhausbewegung vergleichbare Ideen in seine Lehre integrierte.

Nach dem Krieg war Hilde Rakebrand für die Dresdener Kunstsammlungen tätig. Sie organisierte die Rückführung der Kunstschätze, die die Sowjets nach Moskau gebracht hatten, war Direktorin der Porzellansammlung und des Museums für Kunsthandwerk. Als Künstlerin ist sie heute zu Unrecht wenig bekannt. 

Ort & Datierung
1931
Material & Technik
Öl auf Sperrholz
Dimenions
29 x 26 cm
Museum
Galerie Neue Meister
Inventarnummer
Inv.-Nr. 2016/05
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