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#254

Sitzende Schwangere

Hippold-Ahnert, Gussy (1910-2003) | Maler

01:58

Als Gussy Hippold-Ahnert 1932 die „Sitzende Schwangere“ malte, war sie Meisterschülerin bei Otto Dix an der Dresdener Kunstakademie. Den Einfluss ihres Lehrers ist gut zu erkennen: Wie Dix ist Hippold-Ahnert an einer möglichst wirklichkeitsnahen Darstellung interessiert. Sie zeigt den Körper der Schwangeren ungeschönt. Das Malen in der Lasurtechnik der Alten Meister hatte sie ebenfalls bei Dix gelernt. Dabei werden mehrere Schichten aus transparenten Farben übereinandergelegt.

Das Gemälde zeigt aber auch, dass Hippold-Ahnert schon mit Anfang Zwanzig einen eigenen Blick hatte: Bei allem Realismus malt sie ihre Schwangere sehr einfühlsam: Die Augen der jungen Frau sind geschlossen, auf ihren Lippen spielt ein leichtes Lächeln. Sie blickt nach Innen, ist ganz bei sich. Auch Dix hat eine Schwangere gemalt. Doch ihn reizte nur das Motiv eines Körpers im Ausnahmezustand. Von Empathie keine Spur.

In Dix‘ Klasse wurden auffällig oft schwangere Frauen gemalt – ein damals aktuelles Motiv, denn in der Weimarer Republik kämpfte die politische Linke gegen den Paragrafen 218, der für Abtreibungen drastische Strafen vorsah. Gerade im Arbeitermilieu gab es viele ungewollte Schwangerschaften, oft in Familien, deren Lebenssituation ohnehin schon schwierig war. Die politische Linke erreichte immerhin, dass die Strafen gemildert wurden. Diese Gesetzesänderung wurde allerdings von den Nationalsozialisten später wieder rückgängig gemacht.

Als Hitler 1933 die Macht übernahm, endete Hippold-Ahnerts Laufbahn noch bevor sie richtig begonnen hatte. Mit der Kunstauffassung des neuen Regimes waren ihre Bilder nicht vereinbar.

Ort & Datierung
1932
Material & Technik
Öl auf Sperrholz
Dimenions
95 x 59 cm (Katalogmaß 2010) 94,5 x 59 cm (Inventurmaß, 25.11.2010) 108,2 x 72,5 x 3,5 cm (Rahmenmaß, Tobias Lange, 25.11.2010)
Museum
Galerie Neue Meister
Inventarnummer
Inv.-Nr. 80/21
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