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#420

Der trunkene Herkules, von einem Satyr-Paar geführt

Rubens, Peter Paul (1577-1640) | Maler

02:25

Auch ein Held benimmt sich mal daneben! Auf diesem Gemälde von Peter Paul Rubens hat Herkules ganz offensichtlich zu tief in den Weinbecher geschaut. Auf schweren Beinen torkelt er vorwärts, gestützt von einem weiblichen Faun und einem Satyr. Er hat die Lage einfach nicht im Griff. Achten Sie einmal auf die Figuren ganz rechts im Bild: Dort hat ein weiterer Satyr das Löwenfell stibitzt, das Herkules stets als Umhang trägt, und weiter unten müht sich ein diebischer Putto mit der mächtigen Keule des Helden ab.

Tatsächlich erwähnen viele Texte, dass der Held eine Vorliebe für das Trinken hatte. Einmal forderte er ausgerechnet den Weingott Bacchus zu einem Trinkwettbewerb heraus – und ging natürlich als Verlierer vom Platz. Ein anderes Mal war er bei einem Kentauren, einem Mischwesen aus Pferd und Mensch, zu Gast und trank den übrigen Kentauren den Wein weg. Das Ganze endete in einem Gemetzel, bei dem Herkules die meisten Kentauren erschlug.

Rubens war hochgebildet und kannte sich in der klassischen Mythologie bestens aus. Daher waren ihm nicht nur die Triumphe, sondern auch die Torheiten des Herkules geläufig. Für sein Gemälde ließ er sich von einem antiken, heute verlorenen Relief anregen, das er einst in Rom gesehen und gezeichnet hatte und das einen Faun und einen Satyr zeigte, die eine dritte, sehr große und muskulöse Figur stützen. Ob diese Figur wirklich Herkules darstellte, ist keinesfalls sicher. Rubens veränderte die Vorlage dann nach seinen Vorstellungen. Während die Gemälde des berühmten Künstlers normalerweise im Team mit seinen Werkstatt-Mitarbeitern entstanden, malte er den trunkenen Herkules weitgehend eigenhändig und schmückte damit sein Privathaus. Später erwarb der sächsische Kurfürst Georg der Vierte das Gemälde – vielleicht, weil ihm die Abwege des Helden keineswegs fremd waren. Auch der Dichterfürst Goethe verspürte Sympathien für die Schwächen des Halbgottes. In einer Satire lässt er Herkules zu einem miesepetrigen Gegenüber sagen:

"Kannst nicht verdauen, dass ein Halbgott sich betrinkt und ein Flegel ist."

Ort & Datierung
Um 1613/14
Material & Technik
Öl auf Eichenholz
Dimenions
220 x 200 cm
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Inventarnummer
Gal.-Nr. 987
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