Etwas verloren wirkt er. Herkules hat ein Tuch um den Kopf gewunden, ein weit ausgeschnittenes Frauenkleid aus leichtem Stoff hängt ihm in langen Falten von den Schultern herab. Die beiden Unterarme sowie ein Teil des rechten Fußes fehlen.
Doch wenn Sie genau hinschauen, werden Sie bemerken, dass dem armen Helden noch weitaus mehr abhanden gekommen ist! Schauen Sie auf die linke Schulter des Herkules, dort werden Sie die Reste einer Hand bemerken. Ursprünglich war der einsame Held also Teil einer Figurengruppe, rechts von ihm stand Königin Omphale, die ihren Arm um seinen Rücken und ihre Hand auf seine Schulter gelegt hatte.
Bei der hier ausgestellten Skulptur ist diese zweite Figur verloren gegangen; eine nahezu identische Herkulesfigur aus Neapel jedoch zeigt den Helden und Omphale in vertrauter Zweisamkeit.
Bei der noch vollständigen Figurengruppe hat Omphale sich der Attribute des Herkules bemächtigt: Sie hat sich das Löwenfell über den Kopf gezogen und stützt sich auf der Keule ab, als wäre sie ein Spazierstock. Die Marmorstatue aus dem ersten Jahrhundert zeigt, dass schon damals der Tausch der antiken Tugenden Schönheit und Stärke, und damit der Tausch der Geschlechterrollen, ein großes Thema war. Vielleicht nicht nur in der Kunst?
- Ort & Datierung
- 1. Jh. n. Chr.
- Material & Technik
- Marmor
- Dimenions
- 107 cm
- Museum
- Ny Carlsberg Glyptotek
- Inventarnummer
- I.N. 529