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#1315

Herme des Herakles

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Herakles wird meistens als kantiger Muskelprotz dargestellt. In diesem Fall sind seine Gesichtszüge jedoch überraschend weich. Die einzigen typischen Merkmale des Helden sind der nicht gerade vergeistigte Ausdruck und die Binde, mit der seine Haare geschmückt sind: Anderen männlichen Figuren der Antike mit kurzen Haaren, wie etwa der Götterbote Merkur, werden nie mit einer solchen Binde gezeigt.

Dass man Herakles hier nur schwer wiedererkennt, hat auch damit zu tun, dass die Skulptur ein Lifting bekam, nachdem sie im 17. Jahrhundert in Rom gefunden worden war. Zum einen wurde das Gesicht damals mit der glänzenden Politur überzogen, die auffallend mit den matten Haaren kontrastiert. Außerdem wurde der Umhang hinzugefügt, der eigentlich gar nicht zu Herakles passt. An seiner Stelle war vorher der Ansatz einer muskulösen Brust zu sehen gewesen.

Allerdings glaubten die Entdecker des Stücks auch, einen König aus der Dynastie der Ptolemäer vor sich zu haben, die eine Zeitlang Ägypten beherrscht hatte. Dass es sich um Herakles handelt, wurde er erst viel später klar.

Auch der rote Stein stand dem richtigen Verständnis im Weg: Normalerweise wurden nur Figuren aus dem Gefolge des Weingotts Dionysos in Rot dargestellt, oder Mischwesen wie die Kentauren. Hinter dem roten Herakles steckt wahrscheinlich ein Bildhauer, der auf ein gutes Geschäft aus war. Skulpturen aus rotem Stein waren nämlich besonders teuer. Wer so ein Stück im Haus hatte, zeigte damit seinen Wohlstand und machte sich im Zweifel wohl nicht allzu viele Gedanken darüber, ob das Rot nun zu Herakles passte oder nicht.

Ort & Datierung
Der im 1. oder 2. Jh. n. Chr. gearbeitete Kopf besteht aus einer roten, in der Neuzeit als Rosso antico bezeichneten Gesteinsart (aus Karien) und ist im Barock mit einem Büstenbereich aus sog. Verde antico kombiniert worden. In der Antike war der Kopf zusammen mit dem mit ihm verbundenen kleinen Stück der Brust auf einen Hermenschaft montiert.
Material & Technik
Rosso antico
Dimenions
Herme: H: 40,5 cm, B: 25,7 cm, T: 19,5 cm, mit Büste: H: 62,5 cm, B: 57,5 cm, T: 30,7 cm
Museum
Skulpturensammlung
Inventarnummer
Hm 288
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