Das brillante Herrscherporträt entstand im Auftrag Rudolfs II. (sein Bildnismedaillon hängt am Band über der Brust) als Geschenk für Christian II. und stellt ein Gegenstück zur berühmten Büste des Kaisers (Kunsthistorisches Museum, Wien), die ebenfalls de Vries schuf, dar. Als Anspielung auf das erwünschte Bündnis reichen sich die beiden weiblichen Stützfiguren einträchtig die Hände, während vor ihnen als Symbol der gemeinsamen Stärke ein Bündel Pfeile liegt, das im Gegensatz zu einem einzelnen Pfeil nicht zerbrochen werden kann.
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Die Büste steckt voller politischer Anspielungen. Über dem prachtvoll verzierten Harnisch hängt ein Medaillon mit dem Bildnis Rudolfs, gehalten wird es vom habsburgischen Doppeladler – ein deutlicher Hinweis auf die Treue, die sich der Kaiser vom Kurfürsten erhofft. Die zwei Frauenfiguren, die Christian auf ihren Schultern tragen, reichen sich über dem sächsischen Wappen die Hände – zum Zeichen ihrer Freundschaft und Verbundenheit. Vor ihnen liegt ein Bündel Pfeile, Sinnbild für Einheit. Die Botschaft dahinter: ein Pfeil lässt sich leicht zerbrechen, ein ganzes Bündel aber nicht.
Auf die Herrschertugenden Weisheit und Stärke spielte der Bildhauer mit zwei Köpfen an, die am Halsansatz der Rüstung zu sehen sind: Vorne das Gorgonenhaupt mit Schlangenhaare, das auf den Schild der Minerva, der Göttin der Weisheit, verweist. Auf der Rückseite steht ein Löwenkopf für Herkules als Inbegriff von Stärke.
Bei allem Buhlen um die Freundschaft des Sachsen, bestand der Kaiser dennoch auf den Rangunterschied. De Vries löste es so: Rudolfs Büste zeigt den ganzen Oberkörper, bis zum Abschluss des Brustharnischs in der Taille, bei Christian wird der Oberkörper in der Mitte abgeschnitten – so ist er deutlich kleiner als der Kaiser.
Kaiser Rudolf II. war ein großer Kunstfreund und Sammler. Ursprünglich wollte er den berühmten Bildhauer Giambologna für seinen Hof gewinnen. Das gelang ihm zwar nicht, dafür folgte Adriaen de Vries, der beste Schüler Giambolognas, seinem Ruf. Ein guter Fang, würde man heute sagen. Der Niederländer war ein hervorragender Porträtist und geradezu brillant im Umgang mit Bronzeskulpturen. Die Büste von Kurfürst Christian II. ist ein Meisterwerk, das bei den Zeitgenossen großen Eindruck hinterließ. De Vries fand eine ungewöhnliche Lösung für die schwierige Frage: Worauf soll der abgeschnittene Oberkörper stehen? In der Antike drapierte man oft Stoffe über die entscheidende Stelle. De Vries ließ den kräftigen Oberkörper des Kurfürsten von zwei Frauen tragen.
Den Guss selbst führte zwar ein bekannter Gießer aus, die abschließende Kaltarbeit übernahm der Bildhauer aber wieder selbst. In diesem sehr aufwändigen Arbeitsschritt müssen die Guss- und Lüftungskanäle entfernt, die Löcher gefüllt, die Oberflächen bearbeitet und geglättet werden. Diesen letzten Schliff beherrschte de Vries meisterhaft. Die Haut des Kurfürsten und der nackten Frauen schimmert sanft, das gewellte Haar hat eine andere Anmutung als das Metall der Rüstung und der Stoff des Kragens.
Die Technik des Bronzegusses ist mehr als 2.000 Jahre alt und durchaus aufwändig.
Am Anfang modelliert der Künstler seine Figur aus Wachs. Um diese Wachsfigur wird Ton aufgetragen. Im heißen Ofen härtet der Ton aus, das Wachs schmilzt und man erhält eine Form, in die die heiße Bronze gegossen wird.
Da aber die Gefahr der Beschädigung beim Abnehmen der Form groß ist, wird das Original oft nicht im Ganzen abgeformt, sondern in Einzelteilen. Diese Teilformen werden mit flüssigem Wachs ausgegossen. Die Wachsschicht, die möglichst gleichmäßig sein muss, entspricht exakt der „Bronzehaut“ der späteren Figur. Dann füllt man den Rest der Form mit einem Brei aus Ton und Sand. Sobald die Masse ausgehärtet ist, werden die einzelnen, wachsüberzogenen Teile Stück für Stück aus der Form gelöst. Nun steckt man die Einzelteile mit Stiften zusammen und glättet die Wachsoberfläche der Figur mit einem heißen Messer. Danach werden Wachsstäbe an der Figur angebracht. Diese bilden später die Kanäle, durch die die Bronze eingefüllt wird.
Jetzt wird die eigentliche Gussform um die Figur herum gebaut. Schicht für Schicht wird Ton aufgetragen, um jedes Detail zu erfassen. Nach dem Brennen hat man eine massive Form. Diese wird auf den Kopf gestellt, damit das geschmolzene Wachs abfließen kann. Aus den Wachsstäben haben sich hohle Kanäle gebildet. Durch die Kanäle gießt man die heiße, flüssige Bronze, gleichzeitig kann so die Luft nach außen entweichen. Nach dem Erkalten werden in einem letzten Schritt die Kanäle abgesägt, die Löcher gefüllt und wird schließlich die Oberfläche gereinigt, geglättet und poliert.
- Material & Technik
- Bronze
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- 1603
- Inventarnummer
- H4 001 / 004