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#236

Züchtigung

Heermann, Paul (1673-1732) | Bildhauer

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Niedlich sehen sie aus, wie junge Hunde beim Spielen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn hier wird kein Spiel gezeigt. Der auf dem Boden kniende Putto weint vor Schmerz, während sein Gefährte zum nächsten Schlag ausholt. In beiden Gesichtern finden wir nichts Niedliches. Im Gegenteil, denn es sind zwei Affekte höchst realistisch dargestellt: Zorn und Schmerz. Was sehen wir hier?

Wer sich in der Ikonografie auskennt, mag bereits ein Indiz ausfindig gemacht haben: Die verbundenen Augen des knienden Putto. Amor, der blind mit Liebespfeilen um sich schießt, wird seit der Antike oft mit Augenbinde dargestellt. Seine Mutter Venus bestraft ihn manchmal dafür. Und das ist auch hier der Anhaltspunkt: Der gefesselte kleine Junge ist Amor, der für seine unbedachte Art gezüchtigt wird. Nicht von Venus, sondern von seinem gesitteten Konterpart, der „himmlischen Liebe“, die im Gegensatz zum leidenschaftlichen Amor, Liebende in einer lebenslangen Seelenverwandtschaft verbindet.

Wenn Sie sich umdrehen und einen Blick aus dem Fenster auf den Zwinger werfen, können sie sehen, wann unser Puttenpaar entstanden ist. Ab 1709 arbeiteten Dresdner Bildhauer unter der Leitung von Baltasar Permoser am Figurenprogramm des Zwingers. Unter ihnen Paul Heermann, der kurz zuvor von Italien nach Dresden gekommen war, um hier sesshaft zu werden. Neben seiner Arbeit am Hof nahm er auch Aufträge reicher Privatleute an. Unser aus feinstem Alabaster gemeißeltes Paar entstand um 1712 für den Leipziger Kaufmann Johann Zacharias Richter.

Material & Technik
Marmor
Museum
Skulpturensammlung
Ort & Datierung
1712
Inventarnummer
ZV 4296
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