Dieses Bild gehört zu den bekanntesten Werken der Renaissance. Tatsächlich hat es Kunstgeschichte geschrieben, denn es handelt sich um die erste großformatige Aktdarstellung einer Frau in Italien.
Venus ist in der antiken römischen Mythologie die Göttin der Liebe und Schönheit. Die Ruhe ihres Schlafs und die Harmonie ihres Körpers spiegeln sich in der Idylle der Landschaft. Da Giorgione 1510 an der Pest starb, vollendete sein Mitarbeiter Tizian das Gemälde, wohl vor allem die Tücher und die Landschaft.
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Die Schlummernde Venus ist ein Auftragswerk. Giorgione hat das Gemälde als Hochzeitsbild für einen venezianischen Adeligen gemalt. Das Motiv geht auf eine antike Tradition zurück: Im alten Rom hatten die Brautjungfern vor der Kammer der Braut Lieder gesungen, die an Venus gerichtet waren: Die Göttin der Liebe möge zur Hochzeit kommen und die Liebe des Brautpaars anheizen. In der Renaissance herrschte eine große Begeisterung für die Antike. Auch die römischen Venus-Lieder wurden damals wiederentdeckt.
Man muss dazu wissen, dass die Idee der romantischen Liebe in der Renaissance noch nicht existierte. Es war keineswegs die Regel, dass Menschen ihren Lebenspartner frei wählen konnten. Die meisten Ehen wurden von den Eltern arrangiert. Die Gefühle der Eheleute spielten dabei keine große Rolle. Wichtiger waren wirtschaftliche Überlegungen. Insofern war ein wenig Unterstützung durch Venus oft bitter nötig. Giorgiones Auftraggeber kann man nur wünschen, dass die Liebesgöttin am Ende auch erwacht ist...
Ursprünglich war die Venus auf unserem Gemälde nicht allein. Neben ihre Füße hatte Giorgione einen halbwüchsigen Knaben mit Pfeil und Bogen gemalt – Venus' Sohn Amor, der mit seinem Pfeil die Herzen trifft und dort die Liebe entfacht.
Diese Figur war jedoch so stark beschädigt, dass sich die Dresdner Restauratoren im 19. Jahrhundert dazu entschlossen, sie zu übermalen. Wo sich einst Amor befand, ist heute grüne Wiese zu sehen, und man kann erkennen, dass das Gemälde dort nachträglich verändert wurde.
Der Eingriff wurde bis heute nicht zurückgenommen. Röntgen- und Infraroruntersuchungen aus jüngerer Zeit habe deutlich gemacht, dass das Ergebnis unbefriedigend wäre. Würde man den Amor wieder freilegen, wäre kaum mehr zu sehen als einige Farbfetzen.
Giorgiones Schlafende Venus hat Schule gemacht: Zahlreiche großen Maler haben später liegende Frauenakte nach seinem Vorbild gemalt. Auf Ihrem Gerät können Sie sich einige Beispiele anschauen. Einer der ersten, die das Motiv übernahmen, war ein Kollege Giorgiones, von dem Sie eben schon gehört haben – Tizian.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1508/10
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 185