Diese exquisite Kleinbronze kam als persönliches Geschenk Giambolognas an Kurfürst Christian I. 1587 nach Dresden. In heroischer Nacktheit, nur mit einem Schwert gerüstet (die rechte Hand hält den Griff der verlorenen Waffe), gebietet der Kriegsgott durch seine alles dominierende Pose Ehrfurcht und erscheint als Sinnbild von Männlichkeit und herrscherlicher Souveränität. Die Statuette ist der früheste dokumentierte Guss des Modells.
Sie wurde 1924 an die Familie Wettin restituiert und konnte 2018 zurück erworben werden.
Weitere Medien
Dresden, 1587. Aus Anlass der Thronbesteigung von Kurfürst Christian dem Ersten sind wunderbare Geschenke aus Florenz gekommen. Der toskanische Großherzog Francesco de'Medici übersendet gleich drei Kleinbronzen seines Hofkünstlers Giambologna. Eine vierte kommt von Giambologna selbst. Der Bildhauer steht im Rang meilenweit unter dem sächsischen Fürsten, doch er ist so berühmt, dass er es sich erlauben kann, einem regierenden Fürsten ein Geschenk zu machen: den Kriegsgott Mars, als ein Sinnbild souveräner Herrschaft.
337 Jahre lang gehört der Mars zum Bestand der Dresdner Kunstkammer – bis er 1924 abgegeben werden muss. Im Rahmen der Fürstenabfindung erhält der Familienverein "Haus Wettin" den Dresdner Mars als sein Privateigentum zurück und veräußert ihn anschließend über den Kunsthandel. 1988 gelangt er in die Firmensammlung der Bayer AG. Im Sommer 2018 macht das Unternehmen Anstalten, ihn bei Sotheby's in London versteigern zu lassen – Schätzwert drei bis fünf Millionen englische Pfund. Massive öffentlichen Proteste zeigen jedoch Wirkung: Einen Tag vor der Versteigerung nimmt der Konzern die Bronze aus der Auktion. In einer spektakulären Aktion gelingt es den Staatlichen Kunstsammlungen, die Kleinbronze für die Skulpturensammlung zurück zu erwerben. Giambolognas Mars ist wieder heimgekehrt.
Die Technik des Bronzegusses ist mehr als 2.000 Jahre alt und durchaus aufwändig.
Am Anfang modelliert der Künstler seine Figur aus Wachs. Um diese Wachsfigur wird Ton aufgetragen. Im heißen Ofen härtet der Ton aus, das Wachs schmilzt und man erhält eine Form, in die die heiße Bronze gegossen wird.
Da aber die Gefahr der Beschädigung beim Abnehmen der Form groß ist, wird das Original oft nicht im Ganzen abgeformt, sondern in Einzelteilen. Diese Teilformen werden mit flüssigem Wachs ausgegossen. Die Wachsschicht, die möglichst gleichmäßig sein muss, entspricht exakt der „Bronzehaut“ der späteren Figur. Dann füllt man den Rest der Form mit einem Brei aus Ton und Sand. Sobald die Masse ausgehärtet ist, werden die einzelnen, wachsüberzogenen Teile Stück für Stück aus der Form gelöst. Nun steckt man die Einzelteile mit Stiften zusammen und glättet die Wachsoberfläche der Figur mit einem heißen Messer. Danach werden Wachsstäbe an der Figur angebracht. Diese bilden später die Kanäle, durch die die Bronze eingefüllt wird.
Jetzt wird die eigentliche Gussform um die Figur herum gebaut. Schicht für Schicht wird Ton aufgetragen, um jedes Detail zu erfassen. Nach dem Brennen hat man eine massive Form. Diese wird auf den Kopf gestellt, damit das geschmolzene Wachs abfließen kann. Aus den Wachsstäben haben sich hohle Kanäle gebildet. Durch die Kanäle gießt man die heiße, flüssige Bronze, gleichzeitig kann so die Luft nach außen entweichen. Nach dem Erkalten werden in einem letzten Schritt die Kanäle abgesägt, die Löcher gefüllt und wird schließlich die Oberfläche gereinigt, geglättet und poliert.
- Material & Technik
- Bronze
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Florenz, vor 1587
- Inventarnummer
- Inv. 1765 Bl. 095 Nr. 176