Solier, französischer Heerführer und Gesandter in England, ließ sich dort von Holbein porträtieren. Das strenge Gesicht und die frontale Ansicht unterstreichen die demonstrativ vorgetragene Macht.
Die edle, bis in kleinste Detail wiedergegebene reiche Kleidung mit Schmuck ließ immer eine hochgestellte Persönlichkeit vermuten. Erworben wurde das Gemälde noch als ein Werk Leonardo da Vincis, ehe man um 1850 Holbein als Autor erkannte. Auch der Dargestellte Solier konnte erst 1881 identifiziert werden.
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Einen echten Holbein zu besitzen, ist schon großartig. Aber als August der Starke unser Bild 1746 kaufte, glaubte er, das Werk eines ganz anderen Künstlers vor sich zu haben, nämlich Leonardo da Vinci. Man glaubte, es sei Leonardos Porträt des mailändischen Herzogs Ludovico Sforza. Erst viel später erkannten Kunsthistoriker, dass es sich um ein Holbein-Gemälde handelt und der Dargestellte ein französischer Diplomat ist.
Dass diese Entdeckungen im Neuzehnten Jahrhundert gemacht wurden, ist kein Zufall. Erst zu dieser Zeit begannen die Kunsthistoriker, Gemälde mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Sie schauten sich genauer an, durch welche Hände ein Bild gegangen war, bevor es ins Museum kam – heute spricht man von Provenienzforschung. Und sie begannen damit, Malweisen akribisch zu studieren und miteinander zu vergleichen. So konnte man im besten Fall auch herausfinden, wer ein Bild gemalt hatte, das wie unseres nicht signiert ist. Eine große Hilfe war dabei die in der ersten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts erfundene Fotografie. Sie erlaubte es, auch Gemälde, die weit von einander entfernt aufbewahrt wurden, direkt miteinander zu vergleichen. Vorher hatten sich die Kunsthistoriker dabei nur auf ihr Gedächtnis und grafische Darstellungen verlassen müssen.
Holbein stellt Charles de Solier in äußerst vornehmer Kleidung dar. Der Top-Diplomat trägt ein Wams mit vier goldenen Knöpfen. Auf jedem Knopf ist je zwei mal das Monogramm M zu sehen – ein Hinweis auf Soliers adelige Herkunft: Er trug den Titel Sire de Morette. Über dem Wams liegt ein Oberrock aus schwarzem Leder und als dritte Schicht folgt eine Schaube, ein gürtelloser Überrock mit sehr weiten Ärmeln. Die Puffärmel werden von kleinen Bändern zusammengehalten, den sogenannten Nesteln. Ihre Enden wurden häufig mit Hülsen aus Metall versehen, damit man sie leichter durch die entsprechenden Löcher führen konnte. Soliers hoher Stellung entsprechend sind die Nestelhülsen hier aus Gold.
Der Pelzbesatz der Schaube ist ebenfalls als Hinweis auf seinen Rang zu verstehen: Als das Bild entstand, durften nur die oberen Stände Pelze tragen. Komplettiert wird Soliers aristokratisches Outfit vom seinem Barett: Heute verbinden wir diese Kopfbedeckung dank Che Guevara unter anderem mit Revoluzzertum, aber im 16. Jahrhundert galt es als ein Zeichen für Bildung.
- Material & Technik
- Öl auf Eichenholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1534/35
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 1890