Die Cuccina zählten zu den reichsten Familien Venedigs. Für den Festsaal ihres Palazzo – rechts im Bild dargestellt – bestellten sie vier große Gemälde bei Veronese. Hier hat sich die Familie Cuccina vor Maria und dem Jesuskind versammelt. Sie wird von den drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung begleitet. Die Heiligen Johannes der Täufer und Hieronymus sowie ein Engel flankieren den Marienthron. Der Gemälde-Zyklus wird heute von vielen Veränderungen in der Farbgebung geprägt, insbesondere im Blau und Grün.
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Neben der Anbetung der Madonna durch die Familie Cuccina zeigt Veroneses Bilderzyklus drei Szenen aus dem Leben Jesu: die Anbetung des Jesuskindes durch die Könige, die Hochzeit zu Kanaa, bei der Jesus sein erstes öffentliches Wunder vollbringt indem er Wasser in Wein verwandelt, und die Kreuztragung Christi.
Sich in einen Zyklus von so bedeutungsvollen biblischen Szenen mit einem Familienporträt einzureihen, zeugt vom Selbstbewusstsein der Familie. Dennoch wahren die Cuccinas die gesellschaftlichen Konventionen und lassen sich nicht direkt vor der Mutter Gottes und den Heiligen porträtieren. Dies hätte nur Adligen zugestanden. Veronese malt zwei Säulen ins Bild, die die heilige von der weltlichen Sphäre trennen. Demütig bleibt die Familie außen vor.
Eine symbolische Verbindung zum Bereich des Himmlischen besteht allerdings. Bei den zwei Männern links und rechts von Maria handelt es sich um Johannes den Täufer und den heiligen Hieronymus. Sie sind die Namensheiligen der beiden verstorbenen Familienmitglieder, die mit dem Tuchhandel begannen. Sie begründeten damit den Reichtum der Familie, der es ihr nun erlaubte, ihren Palazzo mit solch prächtigen Gemälden zu schmücken.
Der der gräulich-schwarze Himmel mag dem Bild eine gewisse Dramatik verleihen – doch es war vom Künstler nicht so gewollt. Veronese malte den Himmel, sowie das Wasser des Canal Grande, in leuchtendem Blau. Er verwendete dafür Smalte, eine Farbe, die aus pulverisiertem, kobaltblauem Glas hergestellt wurde. Über die Jahrhunderte blichen die Glaspigmente allerdings aus und das Öl, mit dem sie gebunden wurden, färbte sich schwarz. So ist auch das Blau aus dem Mantel der Madonna verschwunden. Ähnliches geschah bei den Rot- und Grüntönen im Bild, die ursprünglich noch mehr Leuchtkraft besaßen.
Eine ganz besondere Farbe, verwendete Veronese für das Kleid von Zuanna, der Ehefrau, die in der Mitte des Bildes auf der Stufe kniet. Sie stammte aus einer Familie, die das Monopol auf Cochenille hatte – ein purpurrotes Färbemittel für Stoffe, das damals so kostbar war, dass es mit Silber aufgewogen wurde. Veronese legte deshalb eine Lasur über die Malerei, die er aus echter Cochenille gewonnen hatte.
Trotz einer umfassenden Restaurierung aller vier Werke des Cuccina-Zyklus konnten viele Farben nicht wieder sichtbar gemacht werden – denn es verbietet sich natürlich, diese verlorenen Farben einfach komplett zu übermalen. So müssen wir uns damit abfinden, dass neben dem berühmten Veronese auch die Zeit an den Bildern gewirkt hat.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1571
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 224