Was für ein Getümmel drängt sich da auf allen Seiten des Sarkophags: Der Weingott Dionysos und seine ausschweifend wollüstigen Begleiter bevölkern die umlaufenden Reliefs. Mänaden, Satyrn und Pane tanzen und musizieren, geben sich enthusiastisch und liebestoll.
Die Form des Sarkophags und die beiden Löwenprotomen erinnern an Wannen, die als Weinkeltern benutzt wurden. Rauschhafte Stimmung und „gewaltigster Lebensdrang“ ( Arthur Schopenhauer ) sind somit nicht nur bildlich, sondern auch formal angezeigt.
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Aus heutiger Sicht mag es befremdlich wirken, dass das Relief auf einem Sarkophag keine Trauer ausdrückt, sondern Lebensfreude bis zum Exzess. Man muss dazu wissen, dass es bei den Totenfeiern der Römer durchaus beschwingter zuging als an einem christlichen Totensonntag. Die Angehörigen trafen sich an den Gräbern, es wurde gegessen und getrunken. In der Gegenwart des Todes feierten sie das Leben. Dionysos und seine Entourage gaben dafür die perfekte Anleitung. Seine Botschaft: Feiert jetzt, genießt den Augenblick, denkt nicht an morgen! Unser Sarkophag ist auch keineswegs ein exzentrischer Einzelfall. Im Gegenteil: Das Dionysos-Thema war auf römischen Sarkophagen äußerst beliebt. Insgesamt kennen wir fast 450 Beispiele.
Wir sehen Dionysos’ Gefolge: Da wären zunächst die weiblichen Mänaden, die Dionysos begleiten und dabei in Raserei verfallen. Ganz rechts ist eine von ihnen schon soweit, dass sie die Hüllen fallen lässt. Dazu kommen die Satyrn, die hier als nackte Jünglinge mit Pantherfellen über ihren Schultern auftreten, zum Beispiel die Figur, die links von Dionysos den Schwanz der Tigerin hochhält. Und schließlich die Hirtengötter mit Hörnern, Ziegenbart und dem Unterleib eines Bocks. Ein besonders großer Pan steht rechts neben der Tigerin. Ein anderer kopuliert rechts unten mit einer Ziege. Pan war dafür bekannt, dass er zu seiner Belustigung in der Mittagsstille Tiere erschreckte, so dass sie plötzlich massenweise die Flucht ergriffen – daher das Wort „Panik“.
Hier im Museum ist der Sarkophag bestens ausgeleuchtet. Aber in der Grabkammer gab es nur unruhiges Fackellicht. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Figuren dadurch beinahe lebendig wirkten.
- Material & Technik
- Griechischer Inselmarmor
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Um 220/40 n. Chr. Im Jahr 1728 aus der Sammlung des Kardinals Albani erworben, der den Sarkophag ca. zehn Jahre zuvor aus dem Besitz der ebenfalls in Rom ansässigen Familie Pamphilj (Pamphili) angekauft hatte.
- Inventarnummer
- Hm 271