Vor einer imposanten Panoramalandschaft wird die Geschichte des musikalischen Wettstreits zwischen den griechischen Göttern Pan und Apoll geschildert. Als Richter in der Sache entschied der greise Tmolos, dass Apoll der Sieger sei. Doch König Midas kritisierte das Urteil und behauptete, dem bocksbeinigen Pan gebühre der Preis. Dadurch gekränkt, strafte ihn Apoll mit Eselsohren.
Während die Figurenstaffage von dem Kunsttheoretiker und Maler Van Mander stammt, schuf der Antwerpener Coninxloo die detailreiche Überschaulandschaft. Letzterer hatte mit seinen nahsichtigen, dichten Waldlandschaften entscheidend zur Modernisierung der niederländischen Landschaftsmalerei beigetragen.
Weitere Medien
Sehen Sie in dem Gemälde ganz links die kleine Figur, die vornübergebeugt auf der Erde kniet? Um zu verstehen, was hier vor sich geht, muss man die komplette Geschichte von Midas mit den Eselsohren kennen, so wie sie der römische Dichter Ovid in seinen Metamorphosen erzählt.
Das Gemälde zeigt Midas mit den Eselsohren unmittelbar nach dem Wettstreit. Bei Ovid versucht der König in der Folgezeit, die peinlichen Ohren zu verbergen. Das geht gut, bis ihm sein Diener die Haare schneidet. Zwar bewahrt der Diener Schweigen, aber das Wissen um die Schmach des Königs belastet ihn. In seiner Not gräbt der Diener ein Loch in die Erde, flüstert das Geheimnis dort hinein und schüttet die Grube wieder zu. Übrigens blieben die so begrabenen Worte nicht in der Erde. Denn die Binsen, also die Gräser, die darauf wuchsen, trugen sie mit ihrem leisen Rauschen weiter, bis alle Welt diese "Binsenweisheit" kannte.
Um 1600 war es nichts Ungewöhnliches, wenn zwei Künstler gemeinsam ein Gemälde schufen. Viele niederländische Maler hatten sich damals spezialisiert, auf Landschaften, Figuren oder Tiere. Teamarbeit bot sich also an, und die Kunden schätzten es sehr, wenn – so wie hier – die Landschaft von einem bedeutenden Landschafter gemalt wurde und die Figuren von einem Künstler wie Karel van Mander, der vorzugsweise historische Allegorien schuf. Der ungemein vielseitige Karel van Mander ist übrigens bis heute berühmt durch sein "Schilder-Boek", sein "Malerbuch", in dem er unter anderem zahlreiche Biografien deutscher und niederländischer Künstler versammelte. Natürlich erwähnt er auch Gillis van Coninxloo:
„Um in Kürze meine Meinung über seine kunstreichen Werke auszusprechen, so weiß ich zur Zeit keinen besseren Landschaftsmaler.“
Betrachten Sie einmal den unteren Bildrand. Zu Füßen der Frauenfigur ganz links hockt ein ungemein präzise gemalter Frosch. Und auch sonst gibt es in dem Gemälde so manches Tier zu entdecken. Sogar zwei Affen sind in der rechten Bildseite versteckt. Alle Tiere sind detailliert und souverän gemalt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie das Werk eines weiteren Malers sind, der sich auf Tierdarstellungen spezialisiert hatte.
- Material & Technik
- Öl auf Eichenholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1598
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 857