Auf dem bauchigen Gefäß, das Pelike genannt wird, sind auf beiden Seiten Hochzeitsszenen dargestellt. Dabei sind allerdings keine konkreten Vorgänge der mehrtägigen Zeremonie abgebildet, sondern Einzelbilder und Attribute, die auf das einschneidendste Ereignis im Leben der Frau in der Antike verweisen. Wir sehen attraktive junge Menschen, die reich geschmückt sind und allerlei Accessoires der Liebeswerbung mit sich führen: Spiegel, Kränze, Schmuckbinden, Stäbe, Tauben, eine Strigilis und eine Iynx. Letztere ist der kleine weiße Gegenstand in der rechten Hand der stehenden Frau: ein schwirrendes Rädchen, das im griechischen Liebeszauber verwendet wurde. Mit Sprüchen wie "magisches Rädchen, zieh in mein Haus du den Mann, den ich liebe" beschwor man den Angebeteten. Der geflügelte Liebesgott Eros zu beiden Seiten verdeutlicht nur einmal mehr die allumfassende Liebesthematik. Es lässt sich leider nicht sagen, ob das apulisch rotfigurige Gefäß im Hochzeitskontext Verwendung gefunden hat oder doch vielmehr für den sepulkralen Gebrauch angefertigt wurde, vielleicht für eine jung verstorbene Frau, die ihr wichtigstes Ziel, die Heirat, nicht mehr erreicht hat.
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Das Wort Vase lässt heute zuerst an Blumen denken. Als es in den deutschen Sprachraum gelangte, war damit aber allgemein jede erdenkliche antike Töpferware gemeint. Während „Vase“ einen Bedeutungswandel erfuhr, ist „Vasenmalerei“ ein Begriff der Altertumswissenschaften geblieben.
Um sich die damalige Allgegenwärtigkeit von Töpferware vor Augen zu führen, stellen Sie sich vor, es gäbe keine Glas- und Plastikflaschen. Auf den Schiffen, Gleisen und LKW keine Container aus Metall. Stattdessen überall nur Tongefäße.
Einfache Behältnisse zum Transport wurden natürlich nicht weiter verziert, aber daneben gab es schön bemalte und besonders geformte Gefäße, insbesondere für religiöse oder rituelle Handlungen. Für die vielen Formen kennen wir etliche antike Bezeichnungen, ohne dass es gelungen wäre, sie ganz mit dem überlieferten Bestand in Einklang zu bringen.
Nur die wenigsten Stücke sind von so herausragender Qualität wie die hier ausgestellten. Aber die Masse macht’s! Hunderttausende bemalte Tongefäße wurden und werden akribisch analysiert und erforscht. So sind lokale Vorlieben, Motive und technische Entwicklungen bis ins Detail bekannt, bis hin zu einzelnen Vasenmalern, weil diese ihre Arbeiten signierten oder an ihrem Stil erkannt werden können.
Die vielleicht wichtigste Entwicklung ist die sogenannte rotfigurige Vasenmalerei. Dieser Stil wurde um 530 vor Christus in Athen erfunden. Die geniale Idee dahinter war, die Figuren auf den Vasen auszusparen, anstatt sie aufzumalen. Wie bei einem Negativ waren damit Vorder- und tonfarbener Hintergrund vertauscht, die Figuren nicht mehr schwarz, sondern rot. Die Leute waren begeistert und auf einmal arbeiteten nur noch wenige nach dem alten, schwarzfigurigen Prinzip. Auch über Athen hinaus und über viele Generationen hinweg.
- Material & Technik
- Gebrannter Ton, rotfigurig
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Apulisch rotfigurig, 340 - 330 v. Chr.
- Inventarnummer
- Dr. 526