In beiden Gemälden verbindet Thiele bereits gebaute mit geplanten Teilen des Dresdner Zwingers. So gibt er etwa eine – nicht realisierte – nördliche Erweiterung als Schloss wieder, wo erst 1855 die Sempergalerie errichtet wurde. Der Zwinger bildete den prachtvollen Rahmen für einen festlichen Aufzug mit Pferderennen zum Abschluss des Karnevals im Februar 1722, an dem auch August der Starke teilnahm. Thiele bettet darüber hinaus Bauten und Stadt in die im Hintergrund sichtbare Landschaft ein.
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Wenn Sie sich das Gemälde „Aufzug im Zwinger“ genauer anschauen, ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, dass Johann Alexander Thiele einen fiktiven Standpunkt einnahm, höher, als es in der Realität möglich war: und zwar eine Stelle oberhalb des Pavillons, der später Glockenspielpavillon genannt wurde, damals aber noch ein Provisorium war. Unser Blick geht über das Geschehen auf dem Spielfeld hinüber zum Wallpavillon. Im Hintergrund dehnt sich das Elbtal in Richtung Meißen. Der Vordergrund wird eingerahmt von einem tiefen Schatten und den dunklen Silhouetten zweier Gebäude, die heute die Porzellansammlung – links – und gegenüber den Deutschen Saal der Gemäldegalerie beherbergen.
Hinter der stark perspektivischen Konstruktion des Raums verbirgt sich eine Huldigung an August den Starken, der den Zwinger erbauen ließ. Alle in die Tiefe führenden Linien laufen auf einen zentralen Punkt zu: die große Skulptur auf dem Wallpavillon. Bildhauer Balthasar Permoser stellte hier zwar Herkules dar, der das Himmelsgewölbe trägt, gemeint aber war August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, den man den sächsischen Herkules nannte und der sich, typisch für die barocke Selbstinszenierung, als Mittelpunkt seines Staates sah.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Vor 1725
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 3604