Die Darstellung eines Galerieinterieurs folgt niederländischen Vorbildern. Schönfeld fügt jedoch sechs Musizierende vor leeren Stühlen hinzu: ist dies ein musikalischer Zeitvertreib oder eine Probe am Tage? Oder geht es doch mehr um die Bilder, von denen einige des Malers eigene Schöpfungen sind? Das Motto über der rechten Tür „Artis oblectamento“ (Ergötzen durch die Künste) idealisiert die Malerei als höchste Kunstform. Die aristokratische Gesellschaft erheitert sich darüber hinaus mit der Musik.
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Gemalte Bilder können zeigen, was ist, sie können aber auch zeigen, was nicht ist, was nicht sein kann oder wie es vielleicht gewesen sein könnte. Ein gutes Gemälde beflügelt unsere Fantasie und reicht bisweilen weit in die Untiefen des Unbewussten.
Johann Heinrich Schönfeld hatte seinen Spaß an den mannigfachen Möglichkeiten, die ihm diese Bildkomposition eröffnete.
Die „musikalische Unterhaltung“ findet in einem kultivierten Ambiente statt, der hohe Saal mit der prächtigen Ausstattung lässt gar auf eine Residenz schließen, als wäre es ein Genre-Bild. Aber Vorsicht! Wir erkennen, dass die Musiker im Vergleich zur Architektur winzig sind. Schauen Sie, wie klein sie sich neben den an die Wände gestellten Polsterstühlen ausnehmen! Ihre Gesichter erkennen wir kaum, obwohl sie effektvoll vom hellen Sonnenlicht beleuchtet werden. Es wird musiziert – doch ohne Publikum. Tatsächlich scheinen die im Raum ausgestellten Kunstwerke wichtiger zu sein – zumindest nehmen sie den meisten Platz ein. Einige die übereinander gehängten Gemälde – riesige Historienbilder, Jagdszenen, Landschaften – wurden als Eigentum des Augsburger Bürgermeisters Jenisch identifiziert. Auch der Kabinettschrank an der Stirnseite sowie der Vogelkäfig samt Papagei gehörten Jenisch, der jedoch, auch das wissen wir, in Augsburg keineswegs in einem Palast lebte. Das Porträt einer Wohnung ist es nicht, auch kein Genrebild, denn die Menschen auf dem Gemälde erzählen uns keine Geschichte. Man könnte von einem Programmbild sprechen, in dem Schönfeld die Künste als Repräsentation von Macht und Reichtum feiert. In dem er gleichzeitig aber auch den Wettstreit zwischen den Gattungen eröffnet, mit der Frage, ob jetzt Malerei, Bildhauerei oder Architektur die größte Kunst sei – und ob sie sogar die Natur in der Gestalt des Papageis übertreffen? Oder ist am Ende die größte Kunst vielleicht doch die Musik, die Kunst des Augenblicks?
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Nach 1660
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 1992