Da der sächsische Kurfürst Friedrich August II. insbesondere die Kunst Venedigs liebte, versuchte er aus dieser Stadt und den umliegenden Gebieten Künstler nach Dresden zu holen. Dazu gehörte auch Rotari, der stark von der venezianischen Malerei geprägt war. Neben den Porträts der Kurfürstenfamilie (siehe Bellotto-Saal) war der Maler auch für seine „varie teste“ bekannt: Diese „unterschiedlichen Köpfe“ konnte man immer wieder neu arrangieren und erhielt somit ein Kaleidoskop diverser Charaktere und Mikrogeschichten.
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Pietro Antonio Rotari versuchte, die unterschiedlichsten Charaktereigenschaften, Gefühle und Gemütszustände in Gesten und Mimik zu übersetzen. Manchmal ergänzte er die Gesichter um erzählerische Details, um Requisiten wie Fächer, Briefe oder Bücher. Seit der Renaissance gehörte das Zeichnen und Malen von ausdrucksstarken Köpfen zu den Hauptaufgaben eines Künstlers. Ursprünglich zur Schulung des Blicks und um das eigene Repertoire zu erweitern, setzten sich die „Studienköpfe“ im 18. Jahrhundert als eigenständige Kunstwerke durch.
Eine Sammlung von 62 „varie teste“, wie August der Dritte sie besaß, war schon außergewöhnlich. Übertroffen wurde er von Zarin Katharina der Zweiten. Im Jahr 1756 war Rotari von Dresden nach Russland gegangen und hatte im Auftrag Katharinas mit Unterstützung einiger Gehilfen 368 dieser Brustporträts geschaffen. Sie wurden dicht an dicht im Bildersaal von Schloss Peterhof gehängt.
Wo und wie der sächsische Kurfürst seine Sammlung ursprünglich präsentierte, wissen wir nicht. Die Anordnung der Köpfe ist variabel und bei jeder neuen Hängung können neue Verbindungen und Erzählungen zwischen den Porträts geknüpft werden.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1753/55
- Inventarnummer
- Inv.-Nr. Mo 2089