Nur kurze Zeit nach seiner Bestallung als Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen 1505 schuf Cranach dieses Altarbild. Es schmückte wohl die Wittenberger Schlosskirche, die auch der 1502 gegründeten Universität diente.
Die hl. Katharina von Alexandrien gilt als Schutzpatronin von Lehreinrichtungen. Der „Legenda Aurea“ nach bekehrte sie 50 Philosophen zum christlichen Glauben. Daraufhin wurde sie durch das Rad zum Tode verurteilt, das jedoch durch göttliche Hilfe zerbrach.
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Friedrich der Weise, der bei Cranach diesen Altar in Auftrag gab, sollte etliche Jahre später als Förderer Martin Luthers und der Reformation in die Geschichtsbücher eingehen. Aber 1506 war davon noch nichts zu erahnen. Der Flügelaltar zeugt davon, dass die spätmittelalterliche Heiligenverehrung und ihr Reliquienkult noch höchst lebendig waren. Wir sehen sieben weibliche Heilige, die für ihren christlichen Glauben das Martyrium erlitten, gefoltert, hingerichtet wurden. Cranach zeigt sie in detailreich gemalten, höfischen Gewändern – die äußere Schönheit ein Spiegel ihrer inneren Größe und Reinheit. Mit ihrer Festigkeit im Glauben erscheinen Sie den Gläubigen als Vorbild. Auf dem linken Flügel stehen Dorothea, Agnes und Kunigunde beieinander, rechts Barbara, Ursula, Margaretha. Jede Heilige hat ihr Attribut bei sich – Margaretha zum Beispiel den Drachen, der ihr im Gefängnis erschien und den sie durch das Kreuzeszeichen besiegte.
Auf der Mitteltafel hat Cranach das Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandrien virtuos in Szene gesetzt. Die Vorgeschichte war den Zeitgenossen bekannt: Fünfzig Gelehrte sollen die hochgebildete Königstochter vom christlichen Glauben abbringen, aber Katharina hat die besseren Argumente und bekehrt stattdessen die Gelehrten. Als der König sie zum Tode verurteilt, faltet sie mit einem Lächeln die Hände zum Gebet. Da setzt Gott ein Zeichen, lässt aus schwarzen Wolken Blitze zucken und Steine regnen. Die Zeugen der Hinrichtung stürzen durcheinander, das Tötungswerkzeug, das große Rad, wird zerbrechen. Sterben muss Katharina dennoch: Der Henker steht schon hinter ihr.
„Die Composition zeigt einen dem Gegenstande allerdings angemessenen Wirrwarr von Rossen, Figuren und mehreren Köpfen, während die dazu gehörigen Körper knäulartig verwickelt erscheinen.“
Cranachs Katharinenaltar hat auch 1860 die Betrachter erstaunt, und das ist heute nicht anders: Viele Partien der Mitteltafel wirken wie eine kühne Montage aus Köpfen und Leibern, ohne Rücksicht auf Perspektive und Anatomie. Tatsächlich dürfte sich Cranach bei seiner Komposition einer ganzen Reihe von Zeichnungen oder Drucken bedient haben, als Vorlage oder Inspirationsquelle.
Die Figur des Henkers und überhaupt die ganze Szene der Mitteltafel verdankt einiges einem Kupferstich des Meisters MZ von 1500 – Sie sehen ihn auf Ihrem Gerät.
Der Kopf des Henkers zeigt wiederum große Ähnlichkeit mit einer Figur von Albrecht Dürer: mit dem heiligen Eustachius in Dürers Paumgartner-Altar. Auch hierzu zeigen wir Ihnen eine Abbildung.
Schließlich dürfte Cranach auch Zeichnungen von den Personen angefertigt haben, mit denen er tagtäglich zu tun hatte, und wahrscheinlich bediente er sich für das Gemälde aus diesem Fundus. Zum Beispiel wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das bärtige Gesicht ganz links oben unter der Burg große Ähnlichkeit mit den Porträts von Friedrich dem Weisen aufweist, die Cranach später anfertigte. Und das Gesicht daneben könnte den Bruder des Kurfürsten, Johann den Beständigen, wiedergeben.
So faszinierend er in unseren Augen auch sein mag – im Sachsen der Reformationszeit erschien Cranachs Katharinenaltar mit seinen Heiligen nicht mehr zeitgemäß. Spätestens Ende des 16. Jahrhunderts wurde er aus der Wittenberger Schlosskirche entfernt und im Torgauer Schloss aufbewahrt. Anschließend kam er in die Dresdner Sammlung, sollte aber bald verkauft werden. Um den Gewinn zu erhöhen, wurden die Seitenflügel, die ja auf der Vorder- und Rückseite bemalt waren, mit einer Säge durchtrennt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Innenseite des linken Flügels und beide Außenseiten versteigert. Der Gewinn war mäßig.
Die Mitteltafel und die rechte Flügelinnenseite verblieben in Dresden, allerdings wusste man zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, von welchem Künstler sie stammten. Seit 1905 werden sie wieder Lucas Cranach dem Älteren zugeschrieben.
Die über die Auktion verkauften Außenseiten der Flügel wechselten noch mehrfach den Eigentümer, bis sie schließlich in den Besitz der Londoner National Gallery gelangten – dort befinden Sie sich bis heute; Sie sehen sie auf Ihrem Gerät.
Die Innenseite des linken Flügels konnte 1996 wieder für die Dresdner Sammlung zurückerworben werden.
- Material & Technik
- Öl auf Lindenholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1506
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 1906 B