Selten fanden die Worte Christi „Ich bin das Licht der Welt“ eine so einprägsame bildliche Formulierung. Alles Licht geht von dem neugeborenen Jesuskind im Stall von Bethlehem aus, wodurch seine göttliche Natur sinnfällig wird. Liebevoll umarmt Maria den Jungen.
Die Hirten reagieren voll herzlicher Freude auf die Geburt Gottes, die Engel jubilieren. Diese Altartafel, gemalt für eine Kapelle in San Prospero in Reggio Emilia, zeigt kein „heiliges Gespräch“, sondern schildert mit der Weihnachtsgeschichte eine konkrete Erzählung.
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Correggios Figuren bewegen sich teilweise äußerst dynamisch. Das gilt für den kräftigen Hirten, der gerade herbeigeeilt kommt, aber auch für die Engel in der Wolke. Ihr Jubel ist so ausgelassen, dass sie regelrecht ein Knäuel von Leibern bilden. Das gibt Correggio die Möglichkeit, seine herausragenden Fähigkeiten zu demonstrieren: Er malt die wild bewegten Engel von schräg hinten, von vorn, von der Seite – und dabei jeweils in perfekter perspektivischer Verkürzung.
Solche verdrehten Körper wären auf einem Gemälde der Hochrenaissance noch undenkbar gewesen. Das passende Beispiel hängt hier im Raum, die knapp 20 Jahre ältere Sixtinische Madonna: Im Vergleich zur Heiligen Nacht wirkt Raffaels Gemälde vollkommen ruhig. Bei ihm bewegen sich die Figuren, wenn überhaupt, nur sachte und sind ganz symmetrisch angeordnet.
Was hier deutlich wird, ist ein Epochenbruch: Auf Correggios Bild bricht sich mit Macht ein völlig neuer Stil bahn – der Manierismus.
Correggio malte die Heilige Nacht für eine Familienkapelle in einer Kirche in Reggio nell‘Emilia. Das Gemälde war so herausragend, dass es bald Begehrlichkeiten weckte. Aber die Besitzer weigerten sich zu verkaufen. Der Herzog von Modena und Reggio Alfonso d’ Este war jedoch so besessen von dem Bild, dass er es kurzerhand stehlen ließ. Ein gutes Jahrhundert lang blieb die Heilige Nacht in der herzoglichen Sammlung. Alfonsos Enkel Francesco bekam jedoch Geldprobleme und sah sich 1746 gezwungen, die Sammlung zu verkaufen.
Der sächsische Kurfürst August III. hatte bei einer Bildungsreise nach Italien die Werke Correggios kennengelernt und tat jetzt alles dafür, die Heilige Nacht für Dresden zu erwerben. Nach harten Verhandlungen ließ er sich darauf ein, für eine enorme Geldsumme gleich hundert Werke aus der Galerie der Fürsten von Modena und Reggio zu übernehmen. Seine eigene Sammlung katapultierte er so mit einem Schlag auf internationales Niveau. Im Dresdner Inventar wurde kurz darauf stolz vermerkt:
„Gemälde auf Holz mit der Geburt Jesu, und zwar das Gemälde, das in ganz Europa ‚Die berühmte Nacht’ von Correggio genannt wird.“
- Material & Technik
- Öl auf Pappelholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1528/30
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 152