Dieses Bild ist ein Meilenstein in der Geschichte der Kunst: Es gilt als das erste große vielfigurige Historiengemälde des Barocks. Es entstand für die Bruderschaft des hl. Rochus in Reggio Emilia.
Der Heilige verteilt rechts oben sein Erbe. Die Bedürftigen drängen vehement heran, darunter Kinder, ein blinder Geigenspieler und ein Kranker. Die Gruppe unten links zeigt beglückte Almosenempfänger. Der Realismus und die Lebendigkeit, die sich in Gestik und Mimik der Figuren ausdrücken, sind typisch für die neue Epoche.
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Das monumentale Gemälde von Annibale Carracci wurde von den Mitgliedern der Bruderschaft des Heiligen Rochus betrachtet, und zwar in ihrem Oratorium in der italienischen Stadt Reggio Emilia. Deren Namenspatron hatte im 14. Jahrhundert gelebt. Nach der Verteilung seines Erbes an die Armen soll Rochus nach Rom gepilgert sein und auf dem Weg Pestkranke geheilt haben. Auf dem Rückweg erkrankte er selbst an der Seuche, aber kehrte schließlich genesen in seine Heimatstadt Montpellier zurück. Gerade in Italien, das immer wieder von der Pest heimgesucht wurde, erfreute sich der Heilige großer Popularität. Für die Auftraggeber spielte sicherlich die verheerende Pestepidemie eine Rolle, die den Norden Italiens in den Jahren 1576/77 heimgesucht hatte.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, lange vor der Einführung des modernen Sozialstaates, erfüllten religiöse Bruderschaften eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Das Gemälde sollte den Mitgliedern die wichtigste Aufgabe ihrer Bruderschaft vor Augen führen: den Schwachen und Armen zu helfen. Carracci zeigte den Betrachtern die positiven Auswirkungen caritativen Handelns, indem er die große Zufriedenheit der Versorgten links in den Vordergrund seiner Komposition stellte.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1594/95
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 305