Kurz nachdem sich Hackert 1769 in Rom niedergelassen hatte, suchte er das östlich gelegene Tivoli auf. Mit Wasserfall und antiken Bauten zählte es zu den Attraktionen vieler Italienreisender. Er hielt den berühmten, der Göttin Vesta als Hüterin des heiligen Feuers geweihten Rundtempel inmitten einer ideal gesehenen, naturgetreu wiedergegebenen Landschaft fest. Stimmungsvoll setzte er Architektur und Natur in Beziehung. Mehrfach griff er im Laufe seines Schaffens auf in Tivoli gewonnene Motive zurück.
Weitere Medien
„In Tivoli war ich mit Herrn Hackert draußen, der eine unglaubliche Meisterschaft hat, die Natur abzuschreiben und der Zeichnung gleich eine Gestalt zu geben. Ich habe in diesen wenigen Tagen viel von ihm gelernt.“
So schrieb Johann Wolfgang von Goethe über seinen Ausflug mit Hackert im Juni 1787 in seiner Italienischen Reise. Die beiden hatten sich im Februar in Neapel kennengelernt. Hackert war dort Hofmaler von König Ferdinand IV. und hatte sogar eine eigene Wohnung im Palast, wie Goethe bewundernd vermerkt.
Hackerts Landschaftsgemälde fanden bei den europäischen Adelshöfen reißenden Absatz, von England bis zum russischen Zarenhof Katharinas der Großen. Goethe berichtet darüber anschaulich in seiner Biografie des Künstlers, die er 1811 nach Hackerts Tod verfasste:
„…alle bedeutenden Fremden, von jedem Rang und Stande, besuchten ihn; und ob er gleich (…) die Preise seiner Gemälde für die Zukunft um ein Drittel vermehrt hatte, so waren doch immer für Holland, England, Deutschland, Polen und Russland, öfter auf sechs bis sieben Jahre, Vorausbestellungen vorhanden, so dass mancher Liebhaber starb, ehe er noch zu dem Besitze seines gewünschten Gemäldes gelangen konnte.“
Die Geschichte dieses Bildes erzählt auch viel über die komplizierte Geschichte Deutschlands. Das Gemälde gehörte einst der sächsischen Adelsfamilie von Nidda und von Falkenstein und befand sich auf ihrem Schloss Frohburg bei Leipzig. Nach Kriegsende 1945 wurde das Rittergut infolge der Bodenreform enteignet und das Bild gelangte als sogenannte Schlossbergung 1952 in den Besitz der Dresdner Gemäldegalerie.
1998 wurde es an die Erben der ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Nach langen Verhandlungen gelang es schließlich 2011, dieses wichtige Frühwerk Hackerts für die Dresdener Gemäldegalerie zu erwerben.
Es mag verwundern, warum sich zu Lebzeiten Hackerts kein Bild dieses berühmten Malers in der Dresdener Sammlung befand. Doch Kurfürst Friedrich August II., der Sohn von August dem Starken und einer der größten Kunstmäzene seiner Zeit, starb bereits 1763. Und nach der Niederlage Sachsens im Siebenjährigen Krieg im selben Jahr hatte der Hof wohl schlicht kein Geld mehr für Kunstankäufe.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1770/75
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 3146