Cranach hatte ab 1509 zahlreiche Versionen des ersten Menschenpaares gemalt. Diese Fassung zeigt etwa lebensgroße Akte vor dunklem Hintergrund, die sich unter dem Baum der Erkenntnis gegenüberstehen. Während Adam erst nach dem Apfel greift, hat Eva, die den Betrachter durch ihren Blick mit einbezieht, bereits davon gekostet. Der Erbsündenfall und die anschließende Vertreibung aus dem Paradies stehen unmittelbar bevor. Die Tafeln kamen wohl aus dem Nachlass Cranachs in die Dresdner Kunstkammer.
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Es war etwas völlig Neues, als Albrecht Dürer Anfang des 16. Jahrhunderts das erste Menschenpaar im Paradies nach dem klassischen Schönheitsideal der Antike darstellte. Sein Gemälde und sein Kupferstich dienten nur wenige Jahre später Lucas Cranach dem Älteren als Anregung. Er folgte Dürer aber nicht, die Harmonie der gesamten Komposition, eine gewisse Eleganz und weiche Konturlinien waren ihm wichtiger als anatomische Korrektheit und ideale Proportionen. Und so wirkt die Fußstellung von Eva leicht unnatürlich und Adams Beine etwas zu lang.
In unserer Version von 1531 ist nur die Adam-Tafel signiert. Oberhalb seines Fußes finden Sie die geflügelte Schlange, die auf dem Kopf eine Krone und im Maul einen Ring trägt, darüber steht die Jahreszahl. Diese Signatur geht auf das Wappen zurück, das der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise 1508 seinem Hofmaler Cranach verlieh und das genauso eine Schlange zeigt. Fortan verwendete der Künstler sie nicht nur für seine eigenen Werke, sondern machte sie zum Markenzeichen seiner Werkstatt. Was eine Einordnung noch schwieriger macht: Denn es gibt signierte und unsignierte Werke aus der Cranach-Werkstatt und die geflügelte Schlange ist kein eindeutiger Beweis dafür, dass ein Bild vollständig oder zu einem großen Teil von Cranach oder einem seiner Söhne gemalt wurde. Bei dem Bildpaar des jüngeren Cranach ist die Eva unten rechts in der Ecke signiert.
Ab Mitte der 1520er-Jahre baute Lucas Cranach der Ältere seine Werkstatt in Wittenberg zu einem florierenden Betrieb aus. Er war ein außergewöhnlich schöpferischer Mensch und sehr geschäftstüchtig, entwickelte schnelle Maltechniken und führte standardisierte Arbeitsabläufe ein. Motive, nach denen die Nachfrage groß war, entstanden in mehreren Versionen – und auch nach seinem Tod arbeiteten sein Sohn und die Mitarbeiter in seinem Sinn weiter.
Die Darstellungen von Adam und Eva lassen sich in zwei Typen unterscheiden, die auch in unserer Sammlung vertreten sind: mit einfarbig dunklem Hintergrund und vor einer Landschaft. Gleichwohl haben unsere beiden Versionen vieles gemeinsam: Die Paare sehen sich ähnlich, sind schlank und fast lebensgroß auf rund 1,70 Meter hohe Lindenholztafeln gemalt. Der angeschnittene Apfelbaum verbindet sie. Bei beiden hat die listig grinsende Schlange bereits ihr Ziel erreicht: Eva hat die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gepflückt und präsentiert den angebissenen Apfel in ihrer rechten Hand. Bekanntlich wird ihr die aktive Rolle in der Geschichte, die als „Sündenfall“ bekannt ist, zugeschrieben. Adam und Eva „erkennen“ ihre Nacktheit und bedecken fortan die Scham mit einem belaubten Zweig.
Und die Unterschiede, abgesehen vom Hintergrund und Evas Blickrichtung?
Der Sohn malt sie als junges Paar. Beide blicken etwas verlegen in die Richtung des anderen, Adam kratzt sich unentschlossen am Kopf, Evas Armhaltung wirkt etwas geziert. Ganz anders die Atmosphäre beim Vater: Sein Paar ist reifer, in Adams roten Locken schimmern silberne Fäden. Die beiden scheinen genau zu wissen, was ihnen bevorsteht. Adam schaut etwas grimmig in Evas Richtung, während sie uns mit ihrem unergründlichen Blick in den Bann zieht.
- Material & Technik
- Öl auf Lindenholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Nach 1537
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 1916 A