Im Laufe des 15. Jh. wurden unter die großen Altarbilder kleinere Tafeln als Untersätze angebracht (Predella). Diese Tafeln wurden meist mit erzählerischen Motiven bemalt, während die Altarbilder einzelne Heilige zeigten. Der Ferrareser Künstler schuf die Predellen für den Hauptaltar von San Giovanni in Monte in Bologna. Die eine zeigt links Christi Gebet am Ölberg und rechts seine Gefangennahme durch die von Judas angeführten Soldaten. Die andere stellt Christus auf dem Weg zu seiner Kreuzigung dar.
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In unseren Kunstsammlungen befindet sich noch ein weiteres querformatiges Gemälde de'Robertis für die Predella des Bologneser Altars.
Thema dieses Gemäldes ist die Gefangennahme Christi. Wir sehen ganz links Christus im eindringlichen Gebet auf dem Ölberg, seine Jünger sind eingeschlafen. De'Roberti zeigt sie virtuos in unterschiedlichen Haltungen. Etwas rechts von der Mitte werden wir Zeuge, wie Judas, der verräterische Jünger, Christus küsst – das Zeichen für die Soldaten, die herbeieilen, um ihn gefangen zu nehmen. Links von der Kussszene holt Petrus mit dem Schwert aus: Um Christus zu verteidigen, schlägt er Malchus, einem Knecht des Hohepriesters, ein Ohr ab, das Christus ihm jedoch wieder ansetzen wird. Felsformationen trennen die einzelnen, zeitlich hintereinander und räumlich getrennt voneinander ablaufenden Szenen.
Einige Tage vor dem jüdischen Pessachfest zieht Christus auf einem Esel unter dem Jubel seiner Anhänger in Jerusalem ein. Am nächsten Tag vertreibt er die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel und kündigt einen neuen, durch Gott errichteten Tempel an. Diese Aktion nimmt die Jerusalemer Priesterschaft zum Anlass, gegen ihn vorzugehen.
Beim gemeinsamen Abendmahl kündigt Christus an, dass einer der Jünger ihn verraten werde. Er bezeichnet das Brot, das er verteilt, als seinen Leib und den Wein als sein Blut.
Nach dem Mahl geht er mit einigen Jüngern zum Ölberg, um zu beten. Als er zurückkehren will, erscheint der verräterische Jünger Judas. Sein Kuss ist das verabredete Zeichen: Bewaffnete Schergen nehmen Christus fest. Beim Verhör durch die Hohepriester bejaht Christus die Frage, ob er der Messias sei. Daraufhin fällen sie ihr Urteil: Todesstrafe wegen Gotteslästerung. Weil diese Strafe aber nur von dem römischen Präfekten verhängt werden kann, wird Christus zu Pontius Pilatus gebracht. Pilatus zweifelt und lässt das Volk entscheiden: Soll er Christus freilassen – oder Barabbas, den Verbrecher? Das Volk wählt Barabbas. Schließlich gibt der Präfekt den Befehl, Jesus zu geißeln und als Aufrührer hinzurichten.
Jesus wird in Golgatha zusammen mit zwei weiteren Delinquenten gekreuzigt. Josef von Arimatäa, ein Mitglied des Hohen Rates, erhält von Pilatus die Erlaubnis, den Leichnam vom Kreuz zu nehmen, und bestattet ihn in seinem Felsengrab. Die Frauen, die am Morgen nach dem Sabbat zum Grab gehen, um den Leichnam zu salben, finden es leer.
Im Italienischen bedeutet „predella“ soviel wie Stufe. In der Kunst bezeichnet man jene Gemälde als Predellen, die den flachen Sockel auf dem Altartisch schmücken. Auf diesem Unterbau ruht der Altaraufsatz, das „Retabel“, abgeleitet vom lateinischen „Retro-Tabulum“, „rückwärtige Tafel“. Das Retabel fällt schon von weitem ins Auge: Es ist mit großformatigen Gemälden geschmückt, oder auch mit geschnitzten Figuren. Retabel mit Seitenflügeln ermöglichen ein erweitertes Bildprogramm. Bei besonders aufwändigen Altären lassen sich die beidseitig bemalten Flügel auf- und zuklappen, so dass das Retabel unterschiedliche Ansichten bieten kann.
- Material & Technik
- Öl auf Pappelholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1482/86
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 45