Die beinahe komische Gruppe zeigt keine banale Balgerei, sondern einen allegorischen Kampf: die gefesselte „irdische Liebe“ wird von der „himmlischen Liebe“ gezüchtigt.
In drei weiteren Gruppen sah man, wie die beiden rauften (Kunsthandel), sich versöhnten ( verschollen) und schließlich der „Amor sacro“ vom “Amor profano“ mit Lorbeer gekrönt wird ( Los Angeles, County Museum ). In diesen Skulpturen zog Heermann vor allem in Hinsicht auf Komposition und Ausdruck alle Register seines Könnens.
Weitere Medien
Als „schickliche Zierde“ werden die Marmorputten von Paul Heermann in einem frühen Reiseführer aus dem 18. Jahrhundert genannt. Ursprünglich gehörten vier Paare zusammen. Es sind neben unserer „Züchtigung“ der „Streit“, in dem sich zwei kleine Jungen gegenseitig die Haare vom Kopf reißen, die „Versöhnung“, ein Kuss zwischen beiden Kontrahenten, die nur als Gipskopie erhalten ist, und die „Belohnung“, die übrigens nur noch einen der beiden Jungen zeigt, der von einem Mädchen mit einem Siegerkranz geehrt wird.
Alle Figuren bersten beinahe vor Lebhaftigkeit – dafür war Paul Heermann seinerzeit berühmt: Leichtigkeit und Bewegung in seine Figuren zu bringen, und damit der Erdenschwere des Steins zu trotzen. Die vier Paare erzählen gemeinsam die Geschichte vom Kampf zwischen der Liebe und der Leidenschaft, zwischen Verstand und Gefühl, oder – wie es im Barock hieß – zwischen der himmlischen und irdischen Liebe.
Den entscheidenden Hinweis gibt uns das Tuch, mit dem die Augen des knienden Putto verbunden sind. Amor muss es gelegentlich tragen, weil er ja blind mit seinen Liebespfeilen um sich schießt, und so Menschen ineinander verliebt macht, die eigentlich nicht viel miteinander verbindet.
Auch ohne diese Deutung erkennen wir in dem Bildhauer einen hervorragenden Beobachter, der die Kinder beim Raufen und Herumtollen zeigt, und dabei ihren Übermut, ihren Zorn, den Schmerz, aber auch die zarte Annäherung samt triumphierender Siegerpose spürbar macht.
- Material & Technik
- Marmor
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- 1712
- Inventarnummer
- ZV 4296