Wie ein Scheinwerfer holt das Licht den Priester und das kniende Paar aus dem Dunkel. In diesem Moment wird die Eheschließung durch den Kleriker vollzogen und der Bräutigam steckt seiner Auserwählten den Ring an den Finger. Charakteristisch für den Maler ist die erzählerische Erweiterung der Szene durch zusätzliche Figuren. Links bittet ein Ministrant zur Ruhe, während rechts zwei Trauzeugen stehen. Schon 1739 fiel einem Schriftsteller auf, dass sie Schnupftabak aus einer Dose nehmen und die Zeremonie somit in Frage stellen.
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Alles soll beim täglichen morgendlichen Kirchgang in der Kirche San Benedetto in Bologna angefangen haben: Der Maler Giuseppe Maria Crespi soll eines Tages fasziniert beobachtet haben, wie ein Gläubiger, der eben die Beichte ablegte, gemeinsam mit dem Priester von einem Sonnenstrahl erfasst wurde. So kam ihm die Idee, die Beichte und die anderen sechs Sakramente der katholischen Kirche als Thema eines Bildzyklus’ darzustellen. Er gewann den Kardinal Pietro Ottoboni als Auftraggeber. In der Folge entstanden die sieben Gemälde mit ihrem starken Helldunkel-Kontrast.
Als die Sakramente werden in der katholischen Kirche sieben rituelle Handlungen des Priesters bezeichnet. In ihnen wird das Wirken Gottes für den Menschen sichtbar und der Mensch bestärkt zugleich vor Zeugen seine Verbindung mit dem Schöpfer. Das erste Sakrament ist die Taufe, mit der das Neugeborene in die Kirche aufgenommen wird. Es folgt die Firmung, durch die der Glaube gefestigt werden soll. Bei der Eucharistie, dem Hauptteil der katholischen Messe, vereint sich der Gläubige auf mystische Weise mit Gott, indem er das Brot und den Wein, den Leib und das Blut Christi, erhält. Mit dem Sakrament der Beichte befreit der Priester die Gläubigen nach ihrem Bekenntnis und ihrer Buße von ihren Sünden. Auch den Tod begleitet der Priester mit der Krankensalbung. Schließlich zeigt Crespi auch das Weihesakrament, durch das ein Mensch ermächtigt wird, im Namen Christi und der Kirche zu handeln, und eben die Eheschließung, bei der die Eheleute sich zur christlichen Lebensführung und zur Unauflöslichkeit ihrer Gemeinschaft bekennen.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- Um 1712
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 392