Die scheinbare Idylle ist trügerisch. Unter dem Zelt trifft sich die Nymphe Galatea nicht etwa mit dem in Liebe zu ihr entflammten Riesen Polyphem, sondern mit dem jungen Acis. Der verschmähte Polyphem hingegen sitzt rechts auf einem Felsblock und beobachtet das Geschehen. Antiken Dichtungen zufolge wird er kurz darauf in rasender Eifersucht einen Steinbrocken auf Acis werfen und ihn damit töten. Von der tragischen Wendung noch nichts ahnend, sitzen links im Bild die Gefährtinnen Galateas in einem Muschelwagen.
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Wer die Geschichte von Acis und Galatea nicht kennt, muss die Szene auf Claudes Gemälde für eine traumhafte Idylle halten: Die Meeresgöttin Galatea trifft sich mit ihrem Liebhaber, dem jungen Hirten Acis, zu einem Stelldichein am Meer. Die beiden sind durch einen improvisierten Unterschlupft vor fremden Blicken geschützt. Galateas Begleiterinnen warten links in gebührendem Abstand in einem Muschelwagen.
Die Harmonie ist jedoch trügerisch. Denn Galatea hat noch einen zweiten Verehrer, der in Lorrains Landschaft ebenfalls anwesend ist: Er liegt auf dem Felsvorsprung rechts inmitten seiner Schafherde. Die Schafe wirken neben ihm winzig, denn es handelt sich um den Riesen Polyphem. Polyphem ist ein Zyklop: Er hat nur ein Auge, das ihm mitten auf der Stirn sitzt. Noch scheint er die beiden Liebenden nicht entdeckt zu haben. Aber aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid wissen wir, dass die Geschichte nicht gut ausgeht. Polyphem versteht nicht, dass Galatea ihm Acis vorzieht und ist rasend eifersüchtig: Als er die beiden bei ihrem Schäferstündchen ertappt, gerät er außer sich vor Wut. Galatea kann sich mit einem Sprung ins Meer vor ihm retten. Aber Acis hat weniger Glück: Polyphem zerquetscht ihn mit einem riesigen Stein, den er aus dem Berg gerissen hat. Bei Ovid heißt es, dass Polyphem beim Anblick der beiden so laut schreit, dass der Vulkan Ätna davon erschauert. Auf Claudes Gemälde ist der Vulkan schon aktiv – als böses Omen.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1657
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 731