Der legendäre Turm zu Babel, ein gewaltiger, pyramidenartig aufragender Rundbau, überragt eine weite, vielgestaltige Landschaft, die aus mehreren unterschiedlichen geografischen Regionen besteht. Das Bauwerk ist in allen, durch unzählige Treppen miteinander verbundenen Etagen bereits bewohnt und es entsteht der Eindruck, als berge es das vielfältige Leben einer ganzen Stadt in seinen Mauern. Im dunkleren Vordergrundbereich erblickt man unter einem Sonnenschirm den sagenhaften König Nimrod und Erbauer des Turmes mit seinem Gefolge. Er inspiziert die in zahlreichen unterschiedlichen Gewerken an der Vollendung des Baus mitwirkenden Arbeiter.
Darstellungen des Turmbaus von Babel waren an der Wende zum 17. Jahrhundert eines der beliebtesten und gefragtesten Themen der Landschaftsmalerei nördlich der Alpen. Die biblische Geschichte vom Bau des Turms besitzt eine existenzielle Dimension, denn das „bis zum Himmel“ reichende Bauwerk ist ein Symbol für das Scheitern der Menschheit in ihrem Bestreben, sich mit Gott messen zu wollen. Doch steht hier nicht die Zerstörung des Turmes oder die Zerstreuung der Menschheit im Mittelpunkt, sondern das kollektive Streben nach Vollendung eines alles menschliche Maß überragenden Bauwerks mit dem Anspruch der Gottgleichheit.
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Die Geschichte vom Turm zu Babel wird im Alten Testament erzählt, im ersten Buch Mose. Sie spielt nach der Sintflut. Die Menschen haben sich wieder vermehrt und besiedeln eine Ebene in einem Land namens Sinear. Man beginnt zu bauen:
„Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen.“
Als Gott den halbfertigen Turm sieht, fürchtet er das Schlimmste:
„Siehe, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein.“
Die Menschen wollen sich mit Gott messen! Dem gilt es, einen Riegel vorzuschieben. Eine Sintflut schickt Gott diesmal nicht; stattdessen verwirrt er die Sprache der Menschen, die sich nun nicht mehr untereinander verständigen können, und verstreut sie über die ganze Erde.
Damit der Turm wirklich riesig erscheint, hat Marten van Valckenborch einen optischen Trick benutzt: Er hat drei verschiedene Perspektiven kombiniert. Auf den unteren Bereich des Turms blicken wir aus der Vogelperspektive, also von oben herab. Für den mittleren Abschnitt verwendete der Maler die Normalperspektive. Den oberen Bereich des Turms hingegen gab er in Untersicht wieder, aus der Froschperspektive. Dadurch blies er die Dimensionen des Turms künstlich auf.
- Material & Technik
- Öl auf Eichenholz
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1595
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 832