Der ‚Graue Athlet’ ist in den 1730er Jahren in Rom gefunden und zu Recht als Faustkämpfer ergänzt worden: Am Stamm des Palmbaums hängen zwei Fäustlinge, die von Athleten im Boxkampf-Training verwendet wurden und dazu dienten, die Wucht der Schläge zu mindern. Am Baumstamm hängen außerdem zwei Objekte von zylindrischer Form, die gleichfalls beim Training für den Faustkampf zum Einsatz gelangten; sie bestanden eigentlich aus Bronze oder aus Blei und dienten der Stärkung der Armmuskulatur.
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Der graue Boxer ist in mehrerlei Hinsicht ein Ausnahmefall: Zunächst sind antike Statuen von dieser Größe so gut wie nie aus dunkelgrauem Marmor gehauen. Dann ist unser Mann – das ist trotz fehlender Arme deutlich zu sehen – in Aktion dargestellt. Normalerweise zeigen Siegerstatuen ruhende Athleten. Und: Von jener griechischen Siegerstatue, die ursprünglich sicher aus Bronze gegossen war, gibt es nur diese eine Kopie. Gerade die spezielle Ausprägung der Bauchmuskulatur scheint einzigartig zu sein. Von anderen Originalen sind sonst gleich mehrere Kopien, oder besser gesagt: Versionen erhalten, da die Bildhauer der römischen Kaiserzeit auf einen fest etablierten Pool griechischer Vorbilder zurückgriffen.
So kamen Zweifel an der Echtheit des Boxers auf – obwohl die Herkunft einwandfrei geklärt ist, obwohl Material und Machart eine eindeutige Sprache sprechen. Die Statue, so erklärten es namhafte Wissenschaftler, sei eine neuzeitliche Fälschung.
Ein für Antikenforscher lästiger Vorwurf, der – sobald einmal ausgesprochen – wie eine Klette am Objekt hängt und nur schwer und mühselig zu widerlegen ist, vergleichbar mit Fake-News für professionelle Journalisten.
Ein zwingendes Argument für die Echtheit des Boxers bieten die Handschuhe: Denn zum Zeitpunkt der Auffindung war keine antike Darstellung solcher Fäustlinge bekannt, an denen sich ein Fälscher hätte orientieren können.
- Material & Technik
- Grauer Marmor aus Kleinasien
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- 2. Jh. n. Chr., nach einer verlorenen, aus Bronze gefertigten Siegerstatue aus dem mittleren 5. Jh. v. Chr. Der Kopf ist eine Ergänzung, die der in Rom tätige Bildhauer Carlo Napolione (Napolioni) in den 1730er Jahren geschaffen hat.
- Inventarnummer
- Hm 097