Diese hohen, schmalen Gefäße sind Lekythen; in ihnen wurde Öl aufbewahrt. Ihre Form beruhte auf einem standardisierten Schema und die Lekythen haben sich im Laufe der Zeit nur wenig verändert. Anders ihre Bemalung. Bei den ältesten aus dem 6. Jahrhundert vor Christus erscheinen die Figuren schwarz, später dann – durch die Umkehrung der Technik – rot, wie beispielsweise die Lekythos mit dem Mäanderband. Darauf übereicht eine Dienerin ihrer Herrin gerade ein Kästchen. Die sitzende und mit einem Diadem geschmückte Dame streckt ihr die Hände entgegen und hat den Blick auf einen Vogel gerichtet – eine Gans. Vielleicht wissen Sie, dass die Griechen die Gans der Aphrodite weihten, der Göttin der Liebe. Ist die Schatulle etwa ein Liebespräsent?
Seit dem 5. Jahrhundert kennen wir auch farbige Malereien auf weißem Grund. Diese Lekythen verwendete man ausschließlich im Grab- und Totenkult. Sie enthielten Duftöle, mit denen man den Leichnam salbte und das Grab besprengte; nicht selten gelangten die Lekythen als Opfergabe mit in das Grab. Die Darstellungen auf den Gefäßen beziehen sich oft auf den oder die Verstorbenen. Sie zeigen allerdings kein realistisches Abbild, sondern stilisierte Figuren, die ruhig und fast emotionslos dargestellt sind. Die Grabgefäße wurden in den Werkstätten in großen Mengen vorgefertigt, so dass sie im Todesfall schnell abgeholt werden konnten.
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Das Wort Vase lässt heute zuerst an Blumen denken. Als es in den deutschen Sprachraum gelangte, war damit aber allgemein jede erdenkliche antike Töpferware gemeint. Während „Vase“ einen Bedeutungswandel erfuhr, ist „Vasenmalerei“ ein Begriff der Altertumswissenschaften geblieben.
Um sich die damalige Allgegenwärtigkeit von Töpferware vor Augen zu führen, stellen Sie sich vor, es gäbe keine Glas- und Plastikflaschen. Auf den Schiffen, Gleisen und LKW keine Container aus Metall. Stattdessen überall nur Tongefäße.
Einfache Behältnisse zum Transport wurden natürlich nicht weiter verziert, aber daneben gab es schön bemalte und besonders geformte Gefäße, insbesondere für religiöse oder rituelle Handlungen. Für die vielen Formen kennen wir etliche antike Bezeichnungen, ohne dass es gelungen wäre, sie ganz mit dem überlieferten Bestand in Einklang zu bringen.
Nur die wenigsten Stücke sind von so herausragender Qualität wie die hier ausgestellten. Aber die Masse macht’s! Hunderttausende bemalte Tongefäße wurden und werden akribisch analysiert und erforscht. So sind lokale Vorlieben, Motive und technische Entwicklungen bis ins Detail bekannt, bis hin zu einzelnen Vasenmalern, weil diese ihre Arbeiten signierten oder an ihrem Stil erkannt werden können.
Die vielleicht wichtigste Entwicklung ist die sogenannte rotfigurige Vasenmalerei. Dieser Stil wurde um 530 vor Christus in Athen erfunden. Die geniale Idee dahinter war, die Figuren auf den Vasen auszusparen, anstatt sie aufzumalen. Wie bei einem Negativ waren damit Vorder- und tonfarbener Hintergrund vertauscht, die Figuren nicht mehr schwarz, sondern rot. Die Leute waren begeistert und auf einmal arbeiteten nur noch wenige nach dem alten, schwarzfigurigen Prinzip. Auch über Athen hinaus und über viele Generationen hinweg.
- Material & Technik
- Blass orangefarben.
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Attisch, um 440 v. Chr.
- Inventarnummer
- ZV 2777