Die Vogelbauervase gehört wegen ihrer Seltenheit und ungewöhnlichen Form zu den bekanntesten Porzellanen der Dresdner Porzellansammlung. Bemerkenswert ist, dass die Vase zwei Werkstoffe verbindet, für die das japanische Kunsthandwerk besonders berühmt ist: Porzellan und Lack. Der trompetenförmige Vasenkörper und die Henkel sind aus Porzellan geformt, ebenso wie die Vögel hinter den Gitterstäben. Die lanzettförmigen Felder oberhalb des Käfigs sind mit vergoldetem Urushi-Lack gefüllt.
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Als August der Starke seine einzigartige Porzellansammlung zusammentrug, gab es einen Hauptimporteur in Europa – die Vereenigde Oostindische Compagnie, kurz VOC. Die Niederländer kontrollierten den Seeweg nach Fernost um das Kap der Guten Hoffnung und steuerten von ihrem Hauptquartier Batavia, dem heutigen Jakarta, den Handel in Asien. Einen Handelsposten besaßen sie auch auf Formosa, dem heutigen Taiwan. Formosa gehörte nicht zu China, doch die Ostindien-Kompanie konnte von dort aus direkt mit dem Reich der Mitte Handel treiben.
Die VOC – übrigens die erste Aktiengesellschaft der Welt – begann in den 1630er Jahren damit, ihren Chinahandel um Porzellan zu erweitern und es auf ihren halbjährlichen Auktionen in Amsterdam anzubieten.
Doch schon nach zehn Jahren brach das Geschäft mit China zusammen – das Land versank in jahrzehntelangen Bürgerkriegen um die Nachfolge der Ming-Dynastie. So wandte sich die VOC auf der Suche nach neuen Lieferanten nach Japan, wo sich die Stadt Arita als bedeutender, wenn auch kleinerer Produktionsstandort etablierte. Als einzige europäische Kompanie durfte die VOC auf der künstlichen Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki einen Handelsstützpunkt einrichten.
Nach dem Ende der Bürgerkriege am Ausgang des 17. Jahrhunderts begann in der chinesischen Porzellan-Hauptstadt Jingdezhen die Produktion aufs Neue, und zwar in großem Stil.
Für die Ostindien-Kompanie war der Porzellanhandel jedoch nur mehr ein Nebengeschäft. Oft überließ sie es Privatpersonen, Porzellane gegen Aufpreis vor Ort einzukaufen und auf ihren Schiffen zu transportieren. In Den Haag und Amsterdam etablierte sich ein spezialisierter Kunsthandel mit konkurrierenden Anbietern, die die Kostbarkeiten feilboten. Für August den Starken erwarb sein Agent, der italienische Graf Lagnasco, rund 2.000 Porzellane direkt in Holland, darunter Spitzenstücke wie die Vogelbauervasen.
- Material & Technik
- Porzellan, Metall, Holz, Pappe, Bemalung: Unterglasurkobaltblau, kalte Farben, Lack und Gold
- Museum
- Porzellansammlung
- Datierung
- Japan, Provinz Hizen, Arita, Edo-Zeit (1603 - 1868), um 1700
- Inventarnummer
- PO 5178