Gleich geht es auf die Bühne. Die beiden Tänzerinnen in den leuchtend orangenen Tutus machen ihre Dehnübungen und halten noch ein kleines Schwätzchen. Die Rechte hält ihren Fuß in der Hand und dehnt mit vorgebeugtem Oberkörper ihr Bein, Die Linke hat den Kopf auf den Arm gestützt.
Der gewählte unspektakuläre Moment ist charakteristisch für den französischen Maler Edgar Degas. Er zeigt nicht den glanzvollen Auftritt, sondern mit dem Blick hinter die Kulissen eine Welt, die dem Publikum normalerweise vorenthalten ist: Szenen während der Proben, beim Ankleiden oder eben bei Gesprächen. Für die Darstellung der beiden Tänzerinnen bediente er sich wie so oft der Pastell-Technik, die er meisterhaft beherrschte. Fast meint man, die raschelnden Bewegungen der Tutus zu hören.
Die Kunst der Moderne strebte nach Befreiung – der Befreiung von Konventionen, die die Künstler hemmten. Gerade in Paris wollten Künstler wie die Impressionisten Grenzen überwinden und die förmliche akademische Malerei durch eine neue, unmittelbare Sichtweise der Welt ablösen.
Eine Inspirationsquelle dafür waren farbige Holzschnitte aus Japan. Für Degas und seine Zeitgenossen kam es einer Revolution gleich, dass dort Figuren vom Rand des Bildes angeschnitten und Motive in extremer Nahsicht gezeigt wurden, oder farbige Flächen die Komposition bestimmten: Stilmittel, die auch Degas in seinen berühmten Ballettszenen anwandte.
- Material & Technik
- Pastell auf Papier
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- Um 1898
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2586