Ernst und nachdenklich, mit gesenkten Köpfen, sitzen die beiden jungen Frauen auf der Terrasse vor einem Haus. Der rote Rock mit weißem Pflanzendekor und das gelbblau gestreifte Tuch stehen in auffälligem Kontrast zu ihrer Stimmung. Nicht nur die Kleidung, auch der Boden der Terrasse und das grüne Gras im Hintergrund sind leuchtend farbig gestaltet. Zumindest in den Farben zeigt sich das vermeintliche Südseeparadies, die erträumte andere Welt.
Mit großen Erwartungen hatte sich Paul Gauguin im April 1891 nach Tahiti eingeschifft. Die Insel in der Südsee sollte ihm zur neuen Heimat werden. Hier hoffte er, unter glücklichen, und – wie man damals dachte – „ursprünglichen“ Menschen ein besseres Leben führen zu können, sorgenfrei und unberührt von den Zwängen Europas. Doch schon kurz nach der Ankunft machte sich Ernüchterung breit. Gauguin musste feststellen, dass die französische Kolonialmacht das Leben der Tahitianer stark beeinflusst hatte und auch hier die moderne Zivilisation mit all ihren Schattenseiten Einzug gehalten hatte. Ließ er deshalb die beiden Tahitianerinnen auf seinem Gemälde so melancholisch blicken?
Gauguins Malstil ist flächig und bewusst dekorativ. Sein Vorgehen beschreibt die Kuratorin Heike Biedermann so:
„Gauguin verlässt die impressionistischen Prinzipien, verlässt die Prinzipien der Freilichtmalerei, und versucht eben durch Farbe Ausdruck zu erzeugen und durch Verdichtung, und diese Verdichtung geht natürlich auch mit Abstraktion einher.“
Er verwendet kräftige Farben – neben flächigen Formen und deutlichen Linien das grundlegende Gestaltungselement bei Gauguin. Durch die starken Kontraste von Gelb und Blau sowie Rot und Grün steigert er die Wirkung und Leuchtkraft des Bildes enorm.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1892
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2610