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#113

Die neue Salome

Klinger, Max (1857-1920) | Bildhauer

01:53

„Ein kleines modernes Raubtier“. So urteilt im Jahr 1900 Georg Treu, der Leiter der Skulpturensammlung im Albertinum, über Max Klingers Skulptur "Die neue Salome". Sie sehen hier das von Klinger eigenhändig bemalte Gipsmodell. Treu beschreibt das Kunstwerk so:

„Wie gut passen ihre gefährlichen dunklen Augen, das eigenwillige Näschen, die kalten schmalen Lippen zu der Bewegung der Arme, die sich in naiv-grausamer Selbstgefälligkeit über den verzerrten Köpfen ihrer sterbenden Opfer kreuzen.“

In der Bibel erbittet Salome von König Herodes als Lohn für ihren verführerischen Tanz das Haupt von Johannes dem Täufer. Klinger deutet die Figur neu: Er macht aus ihr eine selbstbewusste, moderne Femme Fatale, die die Männer ins Verderben stürzt. Ein Frauenbild, das um 1900 populär ist, weil es den Zeitgeist trifft: Viele Männer fühlen sich damals von den zunehmend sich emanzipierenden Frauen bedroht. Vielleicht sogar auch Georg Treu?

Modern ist auch, dass Klinger seine Salome farbig bemalt. Ende des 19. Jahrhunderts gilt oft noch die Regel: "Skulpturen müssen weiß sein" – am besten aus strahlendem Marmor, wie die Statuen der Antike. Aber Klinger ist auf dem Laufenden. Er weiß, dass man auch an antiken Skulpturen Farbspuren entdeckt hat, und greift zum Pinsel: Die "neue Salome" gilt als Schlüsselwerk der farbigen Skulptur im ausgehenden 19. Jahrhundert. Und Klinger geht noch weiter, er wagt das Unerhörte – den Materialmix. Haben Sie entdeckt, dass seine Salome wunderschöne Augen aus Bernstein hat?

Material & Technik
Gips, bemalt
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
1887/88
Inventarnummer
ZV 1269
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