Hersteller:in uns nicht bekannt
Stirnband
Afrika, Namibia
Wahrscheinlich Ende 19. / Begin 20. Jh.
Eisenperlen, Leder, Pflanzenfaser, gefädelt u. genäht
Sammler:in und Erwerbungskontext uns nicht bekannt
P 265
Wertgegenstände wie Eisenperlenschmuck waren bis ins 20. Jh. Ausdruck des sozialen Status verheirateter Frauen der Ovaherero auf dem Gebiet des heutigen Namibias. Die mit Eisenperlen ausgestattete und verzierte Kleidung oder auch Schmuckstücke, wie dieses Stirnband, welches eine Lederhaube auf dem Kopf der Trägerinnen befestigte, zeigten den Wohlstand der Familie der Frau an.
Als Reaktion auf den Widerstand der Ovaherero und Nama gegen die deutsche Vorherrschaft auf dem Gebiet des heutigen Namibia wurden ab 1904 mehr als 80.000 Menschen von den Deutschen enteignet, ausgehungert, in Konzentrationslager abtransportiert oder direkt ermordet.
Im Museum befinden sich deswegen auch mehrere persönliche Dinge von uns unbekannten Frauen aus dieser Zeit. So steht dieses Stirnband stellvertretend für die weiblich gelesenen Personen, deren Identitäten und Biografien durch Menschen im Kolonialen Dienst gezielt unsichtbar gemacht worden sind.
Darüber hinaus hat das Stirnband während seiner Zeit hier am Museum seine originale Inventarnummer verloren, wodurch es nicht mehr in seinem ursprünglichen Sammlungskontext kontextualisiert werden kann. Wie können also die Biografien dieser widerstandsleistenden Personen wieder sichtbar werden?
Stefanie Bach