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Hersteller:in uns nicht bekannt
Löffel
Amerikas, Kanada, British Columbia
1850–1920
Holz; geschnitzt, bemalt
Sammler:in und Erwerbskontext uns nicht bekannt
Übereignung des Naturkundemuseums Görlitz an das Museum für Völkerkunde Dresden 1959
52620
Ein Löffel aus geschnitztem und bemaltem Holz in stilisierter Tier- und Augenornamentik des regionalen „Formlinien“-Stils der Nordwestküste Amerikas. Er wurde wahrscheinlich bei Potlatches genutzt.
Mit dem „Potlatch“ („geben“) werden bis heute bei Gemeinschaften der Nordwestküste sozialer Rang, Verwandtschaftsbeziehungen sowie (im-)materielle Privilegien ausgehandelt. Potlatches werden zu großen Ereignissen wie Heirat, Hausbau, Initiation, Tod, oder zu alltäglichen Anlässen veranstaltet. Die Gastgeber:innen verteilten früher Geschenke wie Kanus, Pelze, Decken, heute auch Schmuck, Kleidung oder Kaffee, und bewirten die Gäste. Somit werden die Gäste „bezahlt“, um den Status der Gastgeber:innen zu bezeugen.
Im 19. Jh. eskalierten die Potlatches zeitweilig zu Wettkämpfen, bei denen sich in der Zurschaustellung von Reichtum überboten wurde, etwa durch das Zerstören von Geschenken oder das übermäßige Angebot von Speisen. Weil diese rituelle Großzügigkeit den euro-amerikanischen Prinzipien der Anhäufung von Kapital widersprach, wurde das Fest 1885–1951 in Kanada verboten, um eine „Zivilisierung“ der Gemeinschaften zu erzwingen.
Das Stück kam 1959 im Rahmen der DDR-Museumsprofilierung vom Naturkundemuseum Görlitz nach Dresden.
Frank Usbeck