Herstellerin uns nicht bekannt
Kopftuch (Adrar)
Afrika, Marokko, Anti-Atlas, Imi n`Tatelt
1870 u. 1900
Textil; gewebt, bemalt
Annette Korolnik-Andersch (Künstlerin) und Marcel Korolnik (Mediengestalter) erwarben das Kopftuch auf einer ihrer Reisen in Marokko
Schenkung an das Museum für Völkerkunde Dresden durch Korolnik-Andersch 2019
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Eine Frau aus der Gemeinschaft der Feija-Chorfas hat dieses Kopftuch aus Wolle um 1900 in Imi n`Tatelt gefertigt. Die Chorfa nehmen einen besonderen Platz in der Gesellschaft Marokkos ein. Sie gelten als die Nachfahr:innen des Propheten, die über heilende Fähigkeiten verfügen. Die Chorfa stellen Kopftücher ausschließlich für Hochzeiten her. Diese werden von der Mutter an die Tochter verliehen.
Dieser Adrar besitzt ein Bab-Motiv im Zentrum. Der Bab stellt einen Hauseingang dar. Dabei dient die untere Öffnung als Eingang für die Menschen, der obere kreisrunde Durchlass hingegen ist für die Hausgeister (Djinnun) bestimmt. Menschen und Geister dürfen ein Haus niemals durch denselben Eingang betreten.
Im unteren Teil des Bab ist das blumengewordene Salomonsiegel und im oberen ein schlüsselartiges Zeichen dargestellt. Eine Legende behauptet, dass dieses schlüsselartige Symbol nur von den Frauen des Heiligen Beni Jacoub benutzt werden durfte. Beni Jacoub hatte der Legende nach 40 Frauen. Die Chorfa-Frauen nutzten positive oder schützende Zeichen für ihre Hennabemalungen.
Der Adrar wurde vermutlich zunächst als Alltagskopftuch genutzt, eine spätere bzw. zweite Bemalung weist darauf hin, dass es anschließend auch für eine Hochzeit Verwendung fand. Das Stück könnte sich im Besitz der Frauen des Heiligen Beni Jacoub befunden haben.
Team GRASSI.SKD