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Me 6

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Hersteller:in uns nicht bekannt
Aufhängehaken
Ozeanien, Melanesien, Neuguinea, Papua Golf
Vor 1899
Holz, geschnitzt
Sammler:in uns nicht bekannt
Von William Downing Webster (Ethnografikahändler) 1899 durch Kauf vom Museum erworben
Me 6


Als die ersten „agiba“ genannten Schnitzereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Europa gelangten, erregten sie als Zeugnisse eines künstlerischen Schaffens aus Ozeanien viel Aufsehen. So klassifizierten sie europäische Künstler*innen mit ihren stark abstrahierten Flachreliefs und runden Formen als modern und innovativ.

Am Papua Golf an der Südküste von Neuguinea waren diese hakenförmigen Schnitzwerke bis dahin ein wichtiges Inventar in den großen Versammlungshäusern von Männern (ravi). Jeder Familienverband eines Dorfes besaß einen oder zwei agiba, die an einer besonderen, dem Verband gehörenden Stelle im ravi aufbewahrt wurden.

Sie durften nur von älteren initiierten Männern, die erfolgreich an sogenannten Kopfjagden teilgenommen hatten, angefertigt werden.

Die agiba ähneln mit ihrem runden Kopf, dem freundlichen Gesicht und stilisiertem Körper mit deutlich sichtbaren Genitalien menschlichen Gestalten. Sie verkörpern wichtige Geistwesen, “imunu“ genannt, oder bedeutende Ahnen des Familienverbands und wurden zur Präsentation der Schädel, die bei Kopfjagden erbeutet wurden, oder die von verstorbenen Männern des Verbands stammten, verwendet. In ihnen war das Kraftpotential ihrer ehemaligen Besitzer gesammelt. An sie wurden Schädel gebunden und in Bündeln an die Haken gehängt. Da sich die Zahl der Schädel ständig vergrößerte, wurde unterhalb des Hakens eine Plattform gebaut, die das Gewicht der Schädelbündel abstützte. Die agiba und die Schädel bildeten als Einheit die Quelle von Kräften, die zum Garant des Erfolges des Familienverbunds im Kampf und bei der Kopfjagd wurden.

Dieser agida kam 1899 über einen Ankauf vom britischen Ethnograpicahändler William Downing Webster ans Museum. Wie Webster an das Stück kam, ist dem Museum bis heute nicht überliefert.

Birgit Scheps-Bretschneider

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