Hersteller:in uns nicht bekannt
Rednerstuhl
Ozeanien, Melanesien, Papua-Neuguinea, mittlerer Sepik, Tschessbandai
Vor 1918
Holz, geschnitzt
Georg Wittrock (Kolonialbeamter)
Schenkung an das Museum durch Dr. Eichler (Mäzen) 1918
Me 11868
Aus einem Stück gearbeitete Figurenstühle wie dieser gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts zu den wichtigsten Heiligtümern einer jeden Großfamilie in Papua-Neuguinea. Der Teket stand im Männerhaus des Dorfes, doch durfte niemand auf ihm sitzen. Die menschliche Figur stellt bis heute den Ahnherren und Urschöpfer des Clans dar. Verkörpert durch den Stuhl war der Ahnherr somit bei allen Versammlungen und Disputen der Männer anwesend. Bei den häufig stattfindenden Rededuellen stellten sich die Redner neben dem Sprecherstuhl auf, sie standen damit unter dem Schutz des Clan-Ahnen, sprachen vor seinem Angesicht und von ihm gestärkt.
Dieser Teket gehört zu einem größeren Konvolut kultureller Objekte, die Georg Wittrock, 1904–1914 Beamter in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea, zusammentragen ließ. Über die Erwebsmethoden ist nichts überliefert. Heilige oder persönliche Objekte wurden üblicherweise nicht freiwillig abgegeben. Es ist folglich davon auszugehen, dass sie gewaltsam enteignet wurden.
Birgit Scheps-Bretschneider