Hersteller:in uns nicht bekannt
Hocker
Ozeanien, Polynesien, Hervey-Inseln
Vor 1902
Holz, geschnitzt
Firma J. F. G. Umlauff (Ethnografikahandel)
Von Umlauff 1902 durch Kauf vom Museum erworben
Po 388
In der polynesischen Erinnerungskultur ist der vierbeinige, aus einem Stück gefertigte transportable Sitz für hochrangige Persönlichkeiten ein wichtiges Statussymbol. Lediglich dem ariki (oberster Würdenträger, Gottkönig) war es gestattet, erhöht zu sitzen. Alle anderen Mitglieder der Gemeinschaft saßen auf Matten auf dem Boden.
Stühle wie dieser wurden in der Kolonialzeit zu Symbolen polynesischer Kultur und Identität der einzelnen Gemeinschaften. Als Verkörperung indigener hierarchischer Strukturen wurden sie Ende des 19. Jahrhunderts für die ethnographischen Forschungen interessant. Händler sammelten sie gezielt für den Verkauf an Museen in Europa. Sie hielten ihre Kontaktpersonen in den Kolonien geheim, um ihr Handelsmonopol zu schützen. Daher wissen wir nichts über die genauen Erwerbskontexte. Mit dem Aufkommen des Tourismus Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Sitze fast nur noch für kommerzielle Zwecke angefertigt.
Birgit Scheps-Bretschneider