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Aus den Lebensbeschreibungen der Agneta Horn, die ihren Ehemann, einen schwedischen Offizier, im Krieg begleitete

Auf der Reise von Wismar nach Kuttenberg, August bis Dezember 1648

Gelesen von Sarah Bonitz

02:54

„Ich war ein wenig unpässlich, da ich schwanger war und auch sonst so lange Märsche und schlimme Gefahren nicht gewöhnt. Denn ich war gerade von Zuhause ausgefogen, deshalb konnte es nicht anders sein, als dass es mir nicht doch etwas beschwerlich fel. So kamen wir am 10. Oktober nach Leipzig. Dort fand mein Mann eine Nachricht von meinem Großvater, dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna (Uxenschärrna), vor, dass er mich dort zurücklassen solle. Aber ich wollte keineswegs; und ich sagte, dass ich aushalten möge, was ich kann, damit ich nur bei ihm bliebe.

Am 16. Oktober gingen wir mit den Truppen, welche sich gerade dort befanden und zur Armee sollten, von Leipzig los, und zogen zur Nacht zu einem Adelshof. Am 17. zogen wir weiter von dort und über die Mulde bei Colditz in Meissen, wo eine mächtig hohe Brücke ist, und zu einer kleinen Stadt namens Waldheim. In der Nacht wurde Alarm gegeben und wir rückten gleich aus dem Dorf heraus. Ich musste in einer Karre mit hinaus in die Nacht, was mir sehr ungewohnt war; aber es half alles nichts: Ich musste nun alles so nehmen wie es kam. Und als sie sahen, dass sie uns nicht anfallen konnten, zogen sie ab und machten keine Gefahr mehr.

Wir begaben uns zu einer kleinen Stadt namens Roßwein, die eine Meile von Dresden lag, weil sie von einer guten Mauer umgeben war, und wir dort sicher vor den herumziehenden starken kaiserlichen Truppen waren, um darauf zu warten, dass der Munitionstransport kommt. Um Mitternacht kamen wir dort an. Aber es war ein unerhört gemeiner Weg, Berg rauf und Berg runter, und so tiefer Boden und gemeines Wetter. Ich hatte drei Nächte nicht geschlafen und am Tag im Wagen gesessen und mich gestoßen, sodass, als ich in der Nacht ankam, so müde war, dass mein Mann mich aus der Karre tragen musste, und ich nicht zum Abendessen gehen konnte, sondern mich gleich hinlegte und bis zum nächsten Tag 11 Uhr schlief, ohne mich einmal zu rühren oder aufzuwachen.

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