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Darlehensgesuch des Herzogs von Weimar bei der Reichs- und Hansestadt Lübeck

3. Februar 1637

Gelesen von Torsten Ranft

03:05

Edle, ehrbare, wohlweise, liebe Besondere Herren.

Wir mögen Euch gnädiger Meinung nicht vorenthalten, wie bei dem noch immer andauernden höchstverderblichen Kriegswesen in dem Heiligen Römischen Reich, unserm geliebten Vaterland Deutscher Nation, wir und unsere Untertanen besonders in den letzten drei Jahren von allen kriegführenden Teilen mit Einquartierungen und Durchzügen auf das Äußerste ruiniert und verdorben worden sind. Städte und Dörfer sind teils jämmerlich eingeäschert, mehrheitlich aber durch Raub, Plünderung und Erpressung von allem Vermögen, Vieh, Pferden, Getreide und anderen Mobilien bis zum Grund erschöpft und ausgemergelt. Ganze zuvor dicht bewohnte Pfarrbezirke und Gemeinden sind entvölkert und verödet. Neben dem nackten Leben sind nichts als schreckliche Hungersnot sowie die anschließende starke Infektion im Lande übrig gelassen worden, welche viele tausend Menschen hinweggerafft hat. Die elenden verschmachteten Leute mussten sich nicht nur mit Kleie- und Eichelbrot behelfen, sondern sogar Aas und andere unnatürliche, abscheuliche Dinge angehen. Ja, etliche Mütter haben in äußerster Verzweifung ihre eigenen Kinder erwürgt und verzehrt. Dabei werdet Ihr und jeder Vernünftige leicht ermessen, wie unmöglich es bei solch leidigem Zustand ist, die fürstlichen Alimente zu erheben, ganz zu schweigen von den anderen unentbehrlichen Einkünften für die Erhaltung der Polizei, der Kirchen und Schulen.

[…]

Da wir aber in unseren sonst ansehnlichen Fürstentümern und Landen dieser Zeit keine weiteren Mittel auffnden können, sehen wir uns genötigt, uns deswegen bei anderen gutherzigen Reichsständen und Städten zu bewerben. Wir haben zu Eurer löblichen Republik das besondere gnädige und zuverlässige Vertrauen, dass Sie in solch schweren Zeiten nicht nur ein christliches Mitleiden mit uns tragen werden, sondern uns auch mit einer Anleihe, gegen ausreichende Versicherung, willig zu Hilfe kommen. […]

Quelle: Archiv der Hansestadt Lübeck, Altes Senatsarchiv (ASA), Externa, Deutsche Territorien, Nr. 7357 (unfol.)

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