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Hilfegesuch von Bürgermeister, Rat und Bürgerschaft der Stadt Adorf im Vogtland

Juli 1638

Gelesen von Ahmad Mesgarha

03:01

Gnädigster Kurfürst und Herr. Es wird eurer kurfürstlichen Durchlaucht noch in gnädigster Erinnerung sein, wie oft wir in untertänigsten, kläglichen und erbärmlichen Bittschriften unser höchstes Elend haben vortragen lassen, nämlich was wir armen Leute, an den äußersten böhmischen und markgräfichen Grenzen wohnend, seit Beginn dieser Kriegsunruhe und seit 1632 haben ausstehen müssen.

Im darauffolgenden Jahr 1633 ist eine scheußliche Infektion erfolgt, 1635 haben die Mäuse das meiste Getreide auf dem Feld weggefressen, 1636 hat der allmächtige Gott uns mit Donner und Hagelwetter gestraft. Trotzdem sind wir anno 1637 von dem Obristen Bose mit einer unerträglichen Geldkontribution belegt worden!

Im jetzigen Jahr 1638 ist zunächst der Beitrag zu den Reichssteuern von uns verlangt worden, den wir mit höchster Mühe aus unserer armen Bürgerschaft gepresst und zur Abwendung beschwerlicher Einquartierungen abgeliefert haben. Nicht lange danach sind wir jedoch mit unverhoffter wirklicher Einquartierung zweier Kompanien des Alt-Taubischen Regiments auf ganze fünf Wochen belegt worden, welche wir  verpfegen und unterhalten mussten! Wöchentlich erhalten wir hierzu, in diesem im Todeskampf liegenden armen Städtlein, lediglich 130 Taler.

Nachdem das überstanden war, hofften wir, eine Linderung bei den Einquartierungen zu haben, aber da sind wir gleich als erstes mit Herrn Michael Wentzels Kompanie, fast 90 Pferde stark, belegt worden. Allerdings mussten wir hierbei viel mehr Übel und Kummer als bei den zwei vorherigen Kompanien erfahren, denn die gemeinen Soldaten wollten sämtlichst als Offziere behandelt werden und mit der Hausspeise ihrer Wirte nicht vorlieb nehmen. Mancher wollte dem Wirt auch gar nichts bezahlen, sondern Tag und Nacht mit Kost und Bier ausgehalten sein! Wenn ihn der Wirt nicht nach seinem Gefallen versorgt hat, hat er ihn mit Schlägen, blankem Degen oder gespannter Pistole bezahlen wollen, so dass manchmal der Wirt aus seinem eigenen Haus entlaufen und weichen musste. […]

Quelle: HStA Dresden, 11237 Geheimes Kriegsratskollegium, Loc. 10763/5 (unfol.)

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